Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae über ihr Studium und den Beruf der Politikerin
Mittwoch, 16. April 2014 |
Kerstin Andreae studierte von 1988 bis 1996 an der Universität Freiburg Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften. Seit 2002 vertritt die Grünenpolitikerin den Wahlkreis Freiburg im Deutschen Bundestag. Dem Realo-Flügel von Bündnis 90/Die Grünen zugerechnet, arbeitet sie seit 2012 als eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden an der Parteispitze mit. Kerstin Andreae ist verheiratet und hat drei Kinder. alumni’aktuell fragte sie nach dem Studium während der Zeit der Wiedervereinigung Deutschlands und ihrem Beruf als Politikerin.

alumni’aktuell: Warum haben Sie sich für den Studienort Freiburg entschieden?
Kerstin Andreae: Als Kind des Schwarzwalds hat es mich schon immer in die Breisgau-Metropole gezogen. Freiburg ist eine wundervolle Stadt mit viel Lebensqualität. 1990, als ich nach Freiburg zog, hatte Freiburg den Ruf als “Müsli”-Stadt. Das hat mich angesprochen, entsprach es doch meinem damaligen Lebensgefühl.
alumni’aktuell: Was haben Sie an Ihrem Studium in Freiburg am meisten genossen?
Kerstin Andreae: Die Uni direkt in der Stadt. Studium und Leben in Freiburg sind ineinander geflossen. Übersichtliche Strukturen und kurze Wege haben dies ermöglicht.
alumni’aktuell: Woran erinnern Sie sich besonders gerne, wenn Sie an Ihre Studienzeit denken?
Kerstin Andreae: An die vielen Menschen, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte und von denen mir einige auch geblieben sind. An meine ersten politischen Schritte beim U-AStA. An die Faszination von Makroökonomie und Wirtschaftspolitik.
alumni’aktuell: In welcher Hinsicht wurden Sie durch das Studium und Leben in Freiburg auf Ihren Beruf als Politikerin vorbereitet und geprägt?
Kerstin Andreae: Für grüne Politik zu werben und diese zu gestalten war Teil meiner Zeit während des Studiums. Ich war Mitglied der Freiburger Grünen und habe in vielen Wahlkämpfen mitgeholfen. Mein volkswirtschaftliches Studium hilft mir auch heute noch sehr, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und an Lösungen zu arbeiten.
alumni’aktuell: Was hätten Sie aus heutiger Sicht gerne anders gemacht?
Kerstin Andreae: Ich hätte eine längere Studienzeit im Ausland verbracht.
alumni’aktuell: Welchen Rat würden Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben, wenn sie sich heute an einer Universität immatrikulieren würden?
Kerstin Andreae: Studieren braucht Zeit und Engagement. Aber die Studienzeit lebt auch von den anderen Erlebnissen. Freunde treffen, Kontakte knüpfen, über den Tellerrand schauen. Ich würde ihnen wünschen, dass sie sich auch für all das ein bisschen Zeit lassen.
alumni’aktuell: Welche idealen Eigenschaften muss eine Politikerin bzw. ein Politiker in sich vereinen?
Kerstin Andreae: Es gibt keine idealen Eigenschaften. Aber es ist mit Sicherheit hilfreich, wenn ein hohes Interesse an komplexen Zusammenhängen und natürlich ein ausgeprägtes Interesse an politischen Geschehnissen, auch über das eigene Themengebiet hinaus, vorliegt. Die Lust zu reden und zu erklären, die Bereitschaft zuzuhören und über Gesagtes nachzudenken, nie zu glauben, dass man alles weiß, das sind wichtige Eigenschaften.
alumni’aktuell: Welchen Einfluss kann eine einzelne Bundestagsabgeordnete – dazu noch in der Opposition – auf die politische Willensbildung überhaupt nehmen?
Kerstin Andreae: Politik lebt von der Auseinandersetzung und von Netzwerken. Richtige Gedanken am richtigen Ort einzuspeisen, auch mal ohne öffentliche Wahrnehmung, sind durchaus Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Aber als Opposition hat man auch die Aufgabe, Allianzen zu schmieden, Verbündete zu suchen. Je stärker die Gegenwehr zu bestimmten Positionen ist, umso denkbarer ist es, dass sich auch etwas ändert. Manchmal dauert das lange. Wir haben 30 Jahre für den Atomausstieg gekämpft. Die meiste Zeit davon aus der Opposition heraus. Und wir hatten Erfolg!
alumni’aktuell: Welchen Beruf hätten Sie ergriffen, wenn Sie nicht Politikerin geworden wären?
Kerstin Andreae: Projekt- oder Eventmanagerin. Ich kann gut organisieren. Ganz früher wollte ich mal Tierärztin werden.
alumni’aktuell: Noch einmal zurück zu Ihrem Studium: Sie haben ein Jahr vor der Wiedervereinigung Deutschlands mit Ihrem Studium begonnen. Welche Themen haben die Studierenden damals besonders bewegt? Wie haben sich diese Themen im Laufe Ihres Studiums gewandelt?
Kerstin Andreae: Der Ausbruch des Golfkriegs war ein großes Thema für uns Studierende. Aber auch viele Themen, die mich bei den Grünen bewegten wie Zuwanderung und Umweltschutz Auch der Kampf gegen den aufflammenden Rechtsextremismus und das zusammenwachsende Europa zogen viele Diskussionen und Aktivitäten nach sich.
alumni’aktuell: Haben Sie in der Mensa gegessen? Wenn ja, was war Ihre Lieblingsspeise?
Kerstin Andreae: Ich habe dort gegessen. Aber an eine Lieblingsspeise kann ich mich nicht mehr so recht erinnern. Vielleicht der Milchreis mit Zimt und Zucker? (figurentechnisch allerdings eine Katastrophe!)