Alumni-Club Berlin-Brandenburg: Jahresauftakt mit Ulrich Khuon im Deutschen Theater Berlin
Donnerstag, 8. März 2018 |
Das Jahr 2018 begann für den Alumni-Club Berlin-Brandenburg mit einem kulturellen Leckerbissen: Auf Einladung des Intendanten Ulrich Khuon, Alumnus der Universität Freiburg und seit Kurzem auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins, trafen sich am 21. Februar 30 Interessierte im Deutschen Theater, um bei einem Glas Sekt mit Khuon über Theaterarbeit, Schauspielerführung und seinen Werdegang bis an die Spitze einer der führenden deutschen Bühne zu diskutieren.
Die 30 verfügbaren Plätze waren im Vorfeld auch deshalb schnell vergeben, da im Anschluss an das Gespräch mit Khuon und dem Dramaturgen des Hauses, Ulrich Beck, das Stück „Tod des Handlungsreisenden“ von Arthur Miller mit Ulrich Matthes in der Rolle des Willy Loman auf dem Programm stand.

Khuon, in Stuttgart geboren, studierte in Freiburg Jura, Theologie und Germanistik. Schon während des Studiums war er Mitglied einer Theatergruppe und arbeitete als Theater- und Literaturkritiker für die Badische Zeitung. Es folgte ein erstes Engagement als Chefdramaturg am Stadttheater Konstanz, dessen Intendant er bald wurde. Ebenso leitete er das Schauspielhaus Hannover und übernahm die Nachfolge von Jürgen Flimm am Hamburger Thalia Theater. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist er Intendant des Deutschen Theaters in Berlin.
Er habe lange nur „süddeutsch gedacht“, um dann in Berlin auf eine sehr vielschichtige Theaterlandschaft zu treffen, berichtete Khuon. Die Führung von 300 Mitarbeitern einer traditionsreichen Bühne, Wettbewerb mit anderen namhaften Theatern am Ort, der Kontakt mit einem prominenten Ensemble und die Sensibilität für einen latenten Ost/West-Bruch – der noch nicht Geschichte sei – erfordere bei der Theaterleitung vor allem Management-Qualitäten.
Aufgabe und Zielsetzung des Theaters in der heutigen Zeit ist es, Widersprüche und Zusammenführungen von gesellschaftlichen Themen verständlich darzustellen und zu vermitteln, betonte Khuon. Gleichermaßen muss das Theater als Biotop an Anregungen fungieren. Daher bringt das Deutsche Theater eine vielfältige und ausgewogene Auswahl an Stücken auf die Bühne, bietet Gespräche und Diskussionen mit Exponenten aktueller Themen und Fragestellungen an und unterhält einen regen Dialog mit dem engagierten Freundeskreis des Theaters.

Auf die kritische Anmerkung eines Teilnehmers, das allseits zunehmende Regietheater vergreife sich immer wieder an den ursprünglichen Intentionen der Stückeschreiber, erwiderte Khuon, man könne unterscheiden zwischen einem Theaterdichter wie beispielsweise Molière, für den das Darstellerische im Mittelpunkt stand, und Dichter wie etwa Kleist, die Texte geschaffen haben, die unversehrt bleiben müssten. Das dürfe und habe Regiearbeit zu unterscheiden.
Das Alumni-Publikum erlebte einen außerordentlich auskunftsfreudigen und zugewandten Intendanten, der sich seiner prägenden Ausbildungs- und beruflichen Anfangsjahre in Freiburg bewusst erinnert, und den Abend anregend gestaltete.