Alumni-Club Freiburg besichtigt Karzer
Donnerstag, 11. Juli 2013 |
Der Historiker Professor Dieter Speck, Leiter des Uniseums und des Universitätsarchivs, lud den Freiburger Alumni-Club in die Karzer der Albert-Ludwigs-Universität ein. In den Räumen des früheren Studentengefängnisses bot er den Alumni einen Einblick in ein besonderes Kapitel der Universitätsgeschichte.

Varietétänzerinnen unter den Rock greifen, sich duellieren, betrunken pöbeln, einen Professor beleidigen – derlei Vergehen führten früher zu einer Haftstrafe in der Arrestzelle der Albert-Ludwigs-Universität, genannt Karzer. Im April traf der Freiburger Alumni-Club den Leiter des Uniseums und des Universitätsarchivs, Professor Dieter Speck, um die „Zellen“ des ehemaligen Studierendengefängnisses zu besichtigen. Clubpräsident Dr. Ekkehart Meroth hieß die 40 Alumnae und Alumni im Bogengang des Uniseums willkommen. Von dort ging es zum Kollegiengebäude I, wo sich seit 1911 der Sommer- und der Winterkarzer befinden.
Sinn und Zweck des Karzers erläuterte der Historiker anhand der „Vergehen“ des ersten Insassen des Winterkarzers, Walter Stegmüller: Der Medizinstudent war der 3000. Immatrikulierte der Albert-Ludwigs-Universität und wurde deshalb im Sommer 1911 auf einem Festzug durch die Innenstadt als „König Zufall“ gefeiert. Einige Wochen später betrank er sich im Verbindungshaus der Hercynen auf dem Lorettoberg und schlug im Rausch einen Polizisten mit dem Stock. Daraufhin wurde er verhaftet und von der universitären Gerichtsbarkeit zum Aufenthalt im Karzer verurteilt. Für die Verpflegung der Gefangenen sorgten gegen Bezahlung der Hausmeister oder Freunde. Im Fall Stegmüller entschieden sich seine Verbindungsbrüder für vorwiegend flüssige Nahrung, berichtete der Universitätsarchivar.

Schon bald war es Kult, eingesperrt zu werden. Angehörige der jeweiligen Verbindung hissten die Fahne auf dem Turm und waren stolz auf jeden Arrest. Die Wände der Karzer waren übersät mit Wandmalereien, die heute größtenteils nicht mehr erhalten sind. Im Sommerkarzer ist jedoch der von Erwin Arthur Rousseau angefertigten Wandfries restauriert worden, der das Leben seines Freundes Anton Thomas Trautner zum Thema hat. Möbliert sind beide Zellen mit einem Tisch, mehreren Stühlen, einem Bett sowie einer tönernen Waschschale mit Krug. Das Mobiliar, das der historischen Originaleinrichtung nachempfunden worden ist, verdankt das Uniseum der großzügigen Unterstützung von Alumni Freiburg e.V.
Einen stimmungsvollen Ausklang nahm die Führung auf der Aussichtsplattform des Universitätsturms, von welcher die Alumni den Blick auf das abendliche Freiburg genießen konnten.
Da die Teilnehmerzahl begrenzt war, konnten nicht alle Interessenten an der Führung im April teilnehmen. Professor Speck sagte deshalb einen weiteren Termin im Juli zu.
Weitere Informationen zum Karzer finden Sie in einem studentischen Beitrag aus HD-Campus:
Es waere doch mal sinnvoll und gut, die naechste Fuehrung mit einem Telefon oder einer Digitalen Filmkamera zu filmen, und z.B. bei Youtube hochzuladen, sodass mehrere was davon haben. Viele Alumni sind nicht mehr in der Naehe, und reisen auch nicht ins verkehrstechnisch von Deutschland abgehaengte Freiburg, um an einer solchen Fuehrung teilzunehmen.
Also ein Video bitte!
Danke
Ludwig Jaffe
Es gibt auch schon ein schönes Video zu den Freiburger Karzern, erstellt von Studierenden bei uni.tv freiburg:
Hier beim Hochschulfernsehen von Studierenden in Baden-Württemberg http://www.hd-campus.tv können Sie den Bericht in High-Definition anschauen:
http://www.hd-campus.tv/video/Karzer%252C-das-Uni-Gef%25C3%25A4ngnis/e7c6e01e83090f9cc999ee53ee6fc872
Viele Grüße,
Horst Hildbrand, Landesredaktion HD Campus, Freiburg