Was macht eigentlich … Dr. Benjamin Mayasi, Epidemiologe und Absolvent der „Global Health Studies“?
Donnerstag, 15. April 2021 |
2018 erhielt Dr. Benjamin Mayasi als einer der ersten Studierenden die Studienstarthilfe, heute arbeitet er im nationalen Steuerungsteam zur Virusbekämpfung in Lesotho. Lesotho ist ein Königreich im Süden Afrikas mit ca. 2,2 Millionen Einwohner*innen. Das Steuerungsteam soll das Virus in Lesotho eindämmen sowie Informationen über die regionale Ausbreitung beschaffen. Unterstützt wird es dabei von der WHO.

Zusätzlich zu seinem Master in Epidemiologie und Biostatistik absolvierte Mayasi in Freiburg den einjährigen Masterstudiengang „Global Health Studies“. Von 2018 bis 2019 befasste er sich im Rahmen des Studienprogramms mit der Erforschung infektiöser Krankheiten und deren Zusammenhang mit sozialökonomischen Faktoren. Das Programm legt den Fokus besonders auf einkommensschwächere Länder.
Wie kam es dazu, dass Sie, so kurz nach Ihrem Abschluss in Freiburg, zum Steuerungsteam in Lesotho berufen wurden?
Benjamin Mayasi: Meine in der Vergangenheit gesammelten Erfahrungen spielten eine zentrale Rolle. Bevor ich nach Freiburg kam, hatte ich schon einen Master und arbeitete über zwei Jahre lang als Epidemologe in Südafrika, am National Institute for Communicable Diseases. Ein Teil meiner Aufgabe war es, das Überwachungssystem für ILI und SARS im Land zu steuern.
Welche Situation haben Sie in Lesotho vorgefunden, als Sie im Sommer mit Ihrer Arbeit an der Pandemiebekämpfung begonnen haben?
Benjamin Mayasi: Als ich am 10. Juni 2020 in Lesotho ankam, verzeichnete das Land einen Anstieg der COVID-19-Fälle. Es bestand dringender Bedarf an Experten zur Stärkung des Beobachtungssystems und zur technischen Unterstützung des Schnellreaktionsteams, das für aktive Fallfindung und Kontaktverfolgung zuständig ist.
Was haben Sie bisher erreichen können?
Benjamin Mayasi: Bisher habe ich vor allem viel für die Fallverfolgung tun können. Zum Beispiel habe ich zur Verbesserung des staatlichen Beobachtungssystems beigetragen, verschiedene Untersuchungen zu Ausbruchsverläufen durchgeführt und einige Hotspots identifizieren können. Auf dieser Grundlage berate ich das Komitee bei der Anpassung der öffentlichen Gesundheits- und Sozialmaßnahmen. Ich habe auch technische Hilfsmittel zur Datenverarbeitung und ähnlichem weiterentwickelt.
Welche nächsten Schritte haben Sie mit dem Steuerungsteam geplant?
Benjamin Mayasi: Wir müssen die Situation weiterhin beobachten und sicherstellen, dass das Land die verbesserten Hilfsmittel auch verwendet. Bald wird Lesotho außerdem die erste Charge des COVID-19-Impfstoffs erhalten; wir müssen uns also auf die Impfstoff-Versorgung vorbereiten.
Alles in allem – was ist die größte Herausforderung im Umgang mit der Pandemie in Lesotho, auch im Vergleich zu anderen Ländern?
Benjamin Mayasi: Ich kann nicht über andere Länder sprechen, da ich während der Pandemie nur in Lesotho gearbeitet habe. Aber es läuft in den meisten Ländern ähnlich: Wir alle haben jeden Tag mit neuen Informationen zu tun, die zuerst verdaut werden müssen, bevor wir in der Lage sind, Ratschläge zu geben. Große Herausforderungen sind dabei der Umgang mit verschiedenen Interessengruppen – Regierung, NGOs und anderen Partnern – und die Arbeit unter großem Druck in kurzer Zeit.
Wenn Sie an Ihr Studium in Freiburg zurückdenken, inwiefern hat Sie das „Global Health“-Programm auf eine solche Herausforderung vorbereitet?
Benjamin Mayasi: Das Global-Health-Programm hat mich gut vorbereitet. Als Experte für globale Gesundheit bin ich in der Lage, das Gesundheitssystem des Landes zu verstehen, die Lücken zu erkennen und mit verschiedenen Interessengruppen zusammenzuarbeiten.
Abgesehen vom Studium, welcher Gedanke kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an ihre Zeit in Freiburg zurückdenken?
Benjamin Mayasi: Wenn ich an meine Zeit in Freiburg denke, bin ich immer überwältigt von Gefühlen, vor allem wegen der Unterstützung, die ich von der Programmkoordinatorin, den Mitarbeiter*innen und meinen Kommiliton*innen erhalten habe. Ich denke auch an die 3-Euro-Nudeln, die wir immer in der Wannerstraße essen gegangen sind.
Vielen Dank für das Interview!
Die Fragen stellte Laura Glomb