Leistung muss sich lohnen
Donnerstag, 6. November 2014 |
Im Oktober vergibt die Universität 90 neue Deutschlandstipendien. Gute Noten, ehrenamtliches Engagement und das Überwinden biografischer Hürden werden damit belohnt. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten nutzen die Auszeichnung auf ganz unterschiedliche Weise.

Das Deutschlandstipendium geht in Freiburg in seine dritte Runde. Das Förderprogramm wird zur Hälfte von privaten Stiftern getragen, zur anderen Hälfte vom Staat finanziert. 2011 mit nur wenig Stipendien gestartet, konnte die Universität immer mehr Stifter gewinnen und im Oktober 90 Stipendien vergeben.
Gute Noten, ehrenamtlicher Einsatz und das Überwinden biografischer Hürden sind die Aufnahmekriterien für das Stipendium. Daher ist die Freiburger Stipendiatenschaft bunt gemischt: Nach Geschlechtern ausgeglichen und repräsentativ durch alle Fakultäten hinweg ist sie ein Spiegelbild der Universität.
Freiräume für die Wissenschaft

„Ich verstehe das Stipendium vor allem als Anerkennung für meine bisherigen Leistungen”, erklärt Tristan Stöber. Er studiert im zehnten Semester Biologie an der Universität Freiburg. Neben seinen Spitzennoten überzeugt Stöber vor allem durch sein ehrenamtliches Engagement. An seiner früheren Universität in Münster hatte der Stipendiat viele Jahre lang in der Fachschaft gearbeitet.
Vor allem für den Studienalltag ist die finanzielle Hilfe eine große Stütze. Statt einem Studentenjob nachgehen zu müssen, kann sich Stöber ganz auf seine Wissenschaft konzentrieren. Neben seinem Masterstudium ist er noch parallel für Mathematik in der Fernuniversität Hagen eingeschrieben. Das Ziel ist die Promotion. „Außerdem ist seit einem Jahr mein Sohn da”, fügt Stöber mit einem Schmunzeln ein.
Dank Stipendium in den Beruf

Für Kira Urschinger hat das Deutschlandstipendium den Weg in den Beruf geebnet. Die Linguistin konnte neben ihrem Studium auch solche Praktika absolvieren, die nicht oder nur gering bezahlt wurden: „Das Stipendium hat sicher gestellt, dass ich mich auf meine Jobs und meine Master-Arbeit konzentrieren konnte ohne nachts wach zu liegen und zu rechnen, wie weit das Geld noch reicht.” Heute arbeitet Urschinger für den SWR, bei dem sie schon während ihres Studiums arbeiten konnte.
Für Urschinger war grade das Deutschlandstipendium interessant, weil es nicht mit einer bestimmten politischen Ausrichtung verbunden ist und fächerübergreifend angelegt ist. „Geisteswissenschaftler werden ja sonst eher nicht von der Wirtschaft unterstützt”, merkt die Linguistin an.
Biografische Hürden überwinden

Diese Vielfalt gefällt auch Maria Köpfer besonders. Die Mathematikstudentin, die seit zwei Semestern gefördert wird, erzählt von gemeinsamen Ausflügen und Stammtischen. Zwar organisiere sich die Stipendiatenschaft erst, aber die Veranstaltungen seien schon jetzt sehr bereichernd. „Außerdem bietet sie uns eine Möglichkeit, über die Studienzeit hinaus Kontakt mit der Universität zu halten.”
Aus Russland eingewandert, musste sie erst auf der Abendschule das Abitur nachholen und sich gleichzeitig noch um ihr Kind kümmern. Schon früh wurden ihre Anstrengungen honoriert. Am Ende ihrer Schulzeit erhielt sie den Scheffelpreis, der die besten Deutsch-Abiturienten eines Jahrgangs auszeichnet. Dieser Preis war für Maria Köpfer aufgrund ihrer Einwanderungsgeschichte eine besondere Auszeichnung. Das Deutschlandstipendium ist für sie eine echte Erleichterung: „Nun kann ich mein Kind in eine gute Kita bringen und dann mit einem guten Gefühl in der Uni studieren.”
Nachwuchskräfte frühzeitig fördern
Ebenso unterschiedlich wie die Stipendiaten sind die Förderer in Freiburg. Es sind der Universität nahe stehende Vereine, Privatpersonen oder Unternehmen, die aus den unterschiedlichsten Gründen Stipendien ausloben.
Der Förderverein „Alumni Freiburg e.V.” gehört zu den größten Stiftern. Mit 36.000 € konnte er 20 Stipendien ausloben und ist damit der größte Förderer. Viele regionale Alumni-Clubs haben eigene Fundraising-Aktionen gestartet. Hinzu kommen Privatpersonen, die die jetzigen Studierenden unterstützen und der Universität etwas zurück geben möchten, sowie Unternehmen.
Die Firma „Clariant” ist eine davon. Das Unternehmen für Spezialchemie schätzt das hohe Ausbildungsniveau an der Universität Freiburg. „Wir wollen talentierte Nachwuchskräfte frühzeitig erkennen und fördern”, erklärt Dr. Martin Vollmer, der Chief Technology Officer bei Clariant: „Das Deutschlandstipendium bietet die Chance, direkt mit hochtalentierten, sozial engagierten Studenten in Kontakt zu treten.” Nicht zuletzt bringe sich Clariant, das in Höchst bei Frankfurt am Main ein Forschungszentrum betreibt, als attraktiver Arbeitgeber ins Gespräch.