Für die Universität Brücken gebaut

Montag, 22. April 2013 | 

Schlagwörter » , «  |  Thema: Was macht eigentlich?

Professor Volker Schupp war in der Zeit von 1983 bis 1987 Rektor der Universität Freiburg. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2002 war er Lehrstuhlinhaber der Germanischen Philologie. Im vergangenen Jahr feierte er sein goldenes Promotionsjubiläum. In „alumni’aktuell“ spricht Professor Volker Schupp über seine Erfahrungen als Wissenschaftler und erinnert sich an seine Amtszeit als Rektor.

Professor Dr. Volker Schupp prägte von 1983 bis 1987 als Rektor die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Professor Dr. Volker Schupp prägte von 1983 bis 1987 als Rektor die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

alumni’aktuell: Wie ist es Ihnen gelungen, Studierende für eine anspruchsvolle Wissenschaft wie die Mediävistik zu gewinnen?

Professor Schupp: Ob ich ein guter oder ein schlechter Hochschullehrer war, weiß ich nicht so recht. Sehr wohl merkt man aber als Dozent, wenn die Leute von den Veranstaltungen wegbleiben. Das war jedoch nie mein Thema.

Es gibt aber immer Studierende, die man im Laufe des Studiums für die mittelalterliche Literatur interessieren kann. Das sind jene, die sich später spezialisieren und teilweise auch promovieren. Andere studieren das Fach eher pflichtgemäß, weil sie es als angehende Deutschlehrer eben müssen.

alumni’aktuell: Welche Themen haben Sie in Ihrer vierjährigen Amtszeit als Rektor der Albert-Ludwigs-Universität besonders bewegt?

Professor Schupp: Das Rektorat habe ich erst kennen gelernt als ich bereits zum Rektor gewählt worden war. Schnell erkannte ich, dass das Bedürfnis bestand, die Universität etwas mehr nach außen zu öffnen.

Deshalb habe ich versucht, die Universität im Innern und nach außen transparenter zu machen, etwa durch Diskussionen und Empfänge. Mir war auch der Kontakt innerhalb der verschiedenen Fakultäten wichtig. Und dann merkt man als Rektor auch, wo es bei den einzelnen Instituten fehlt. Beispielsweise waren viele beengt und hatten kein Verständnis für die Devise des damaligen Kanzlers: „Es wird nicht mehr gebaut“. Diese Tendenz haben wir, d.h. die Prorektoren und ich, umkehren können. Aus dieser Zeit stammt auch der Rektorball, den ich gegen einigen Widerstand durchgesetzt habe. 1985 fand der erste statt, bei dem sich Persönlichkeiten aus der Stadt mit solchen aus der Universität zwanglos treffen konnten.

Ein ähnliches Anliegen hatten die Universitätstage. Wir besuchten verschiedene Städte der Region und hielten für die Öffentlichkeit Vorträge, Podiumsdiskussionen und bunte Abende ab. Dabei gab das Akademische Orchester als musikalisches Aushängeschild der Universität Konzerte. Besonders die ersten Universitätstage in Lahr sind mir in sehr guter Erinnerung geblieben.

Um als Hochschullehrer nicht den Kontakt zu den Studierenden und den Kollegen zu verlieren, agierte ich ab und zu in der Menge, zum Beispiel habe ich mit den Hausmeistern brachial Lehrveranstaltungen eines Generals verteidigen müssen und habe immer wieder in der Mensa zu Mittag gegessen.

alumni’aktuell: Welche Entscheidungen würden Sie rückblickend für die Universität Freiburg als richtungsweisend ansehen?

Professor Schupp: … dass man wieder mit dem Bauen begonnen hat, das kann man von heute aus fast nicht mehr verstehen. Und was heute unter dem Begriff EUCOR läuft, das wurde damals in Kooperation mit den benachbarten Universitäten Basel, Straßburg, Mülhausen und Karlsruhe angestoßen. Dadurch sollten auch Defizite der einen Universität in der Lehre mit Hilfe der anderen Universität geschlossen werden.

Als Rektor bemühte ich mich, die Donaueschinger Handschriftensammlung für die Universität zu sichern. Sie wurde ja später durch das Land angekauft. Dass dann die Druckschriften der Fürstenbergischen Hofbibliothek verschleudert wurden und ich nichts dagegen tun konnte, hat mich tief betrübt. Aber das war schon in der Zeit nach meinem Rektorat.

Während meiner Rektorenzeit habe ich die Austauschprogramme mit amerikanischen und kanadischen Universitäten gepflegt und die eingeschlafene älteste Partnerschaft mit Grenoble wiederbelebt. Wir haben sehr viel Energie in die Programme für die Austauschstudenten investiert, die heute zu dem weltweit operierenden Alumni-Netzwerk gehören.

alumni’aktuell: Wie gestaltete sich in Ihrer Amtszeit die Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg unter Alt-Oberbürgermeister Dr. Rolf Böhme, der ein Klassenkamerad von Ihnen ist?

Professor Schupp: Wir wurden in der Tat beide fast zeitgleich in unsere Ämter bestellt. Bei der Rektoratsübergabe empfing uns Oberbürgermeister Böhme im Alten Rathaussaal. Das schien die erste positive Auswirkung für die Universität. Insgesamt hat sich die Zusammenarbeit der Universität mit der Stadt gut entwickelt. Es gab regelmäßige Besprechungen des Rektorats mit den Bürgermeistern und über einen bestimmten Zeitraum sogar eine gemeinsame Zeitschrift.

alumni’aktuell: Sie studierten in den Jahren 1954 bis 1961 unter anderem an der Universität Freiburg. Was sind Ihre prägendsten Erinnerungen an Ihre Studienzeit?

Professor Schupp: Dass ich an diesem Ort zu dem Bewusstsein der europäischen Kultur gekommen bin. Ich hatte gute Lehrer, von denen ich viel lernen konnte.
Als ich zum ersten Mal nach Freiburg kam, befanden sich Anfang der 1950er Jahre noch ganze Stadtviertel in Trümmern. Das waren erschütternde Bilder, die sich in mein Gedächtnis einprägten.

alumni’aktuell: Sie engagierten sich viele Jahre für Hilfslieferungen nach Iasi in Rumänien. Die Alexandru-Joan-Cuza-Universität verlieh Ihnen die Ehrendoktorwürde. Zudem sind Sie Ehrensenator an der medizinischen Universität. Was verbindet Sie mit den Menschen in Iasi?

Professor Schupp: Mit der Universität in Iasi gab es eine Partnerschaft, die über die deutsche Regierung zustande kam. Vom Anfang meiner Rektoratszeit an übernahm ich die Partnerschaftspflichten, auch wissenschaftlich durch Vorträge und Unterstützung der Herausgabe der ersten rumänischen Bibelübersetzung. Die Reisebedingungen waren damals sehr schwierig. Die Auswirkungen der Ceauşescu-Diktatur in den 1980er Jahren waren überall zu spüren. Der Geheimdienst hatte seine Leute und Wanzen in den rumänischen Universitäten installiert.

Nach meinem Rektorat wurde ich von meinem Nachfolger als Beauftragter der Universität für Iasi bestimmt. In dem Land mangelte es an allem, insbesondere an medizinischen Geräten, Krankenbetten, Büchern und Lehrmaterialien. Deswegen organsierten wir Hilfslieferungen. Das gute Verhältnis dauert bis heute an.

alumni’aktuell: Mit welchen Forschungen beschäftigen Sie sich derzeit?

Professor Schupp: Derzeit bin ich dabei. die Dinge abzuschließen, die ich im Laufe meiner früheren wissenschaftlichen Tätigkeit begonnen hatte. So habe ich vor kurzem den Registerband des Südwestdeutschen Sprachatlas herausgeben können.

Womit ich mich auch noch gerne beschäftige, das sind seltene Wandbilder in Südtirol aus dem Mittelalter, die mittelhochdeutsche Romane erzählen. Außerdem möchte ich den Briefwechsel von Jacob und Wilhelm Grimm mit dem Freiherrn von Laßberg aus Donaueschingen in einem Band neu herausgeben. Allerdings weiß ich nicht, ob ich dieses Vorhaben mit Blick auf meine bald 80 Jahre noch schaffe.

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