Freiburger Team beim offiziellen Moot-Court-Wettbewerb des Internationalen Strafgerichtshofs

Donnerstag, 15. Februar 2018 | 

Moot-Courts – das sind Planspiele in der juristischen Ausbildung. Studierende lernen in fiktiven Fällen ihr theoretisches Wissen in die Prozesspraxis zu transferieren. Ein bedeutender Moot-Court wird jährlich vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag ausgetragen. Hier treffen sich Studierende aus aller Welt um internationale Prozesserfahrung zu sammeln und um sich zu beweisen. Denn: Der Moot-Court des ICC ist auch ein Wettbewerb der Universitäten. Die Universität Freiburg ist dieses Jahr zum sechsten Mal dabei. 

Zum sechsten Mal entsendet die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein Team zum offiziellen Moot-Court des Internationalen Strafgerichtshofs nach Den Haag. Dort läuft im Mai 2018 der Prozess gegen einen fiktiven Angeklagten. Der gedachte Hintergrund ist der Vorwurf von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Seit dem Sommer 2017 beschäftigt der Fall auch fünf angehende Freiburger Juristinnen und Juristen. Johanna Westermann, Arno von Salisch, Jasmin Stirn, Fabian Herr und Sonja Irtel bereiten sich darauf vor in die spannende Welt des internationalen Strafrechts einzutauchen. Als Moot-Court-Team der Universität Freiburg wollen sie im Mai präsentieren wie wortgewandt und überzeugend sie sich für oder gegen den Angeklagten einsetzen können. Unterstützt werden sie dabei auch vom Alumni Freiburg e.V., der das Team mit 1000 Euro unterstützt.

Die ICC Moot Court Competition ist die offizielle, englischsprachige Verfahrenssimulation des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC/IStGH). Der Wettbewerb wurde im Jahre 2007 – unter Beteiligung der Universität Freiburg als Gründungsmitglied – ins Leben gerufen. Mittlerweile nehmen über 70 Universitäten aus 42 Ländern daran teil, von Afghanistan über Brasilien und Palästina bis Sambia. Die deutsche Vorausscheidung – aus der das damalige Freiburger Team im April 2016 als Sieger hervorging –  und die internationale Hauptrunde finden in Den Haag statt, das Finale wird regelmäßig in einem Gerichtssaal des ICC/IStGH vor Richtern des Gerichtshofs ausgerichtet.

ICC-Moot-Court
Das aktuelle Moot-Court-Team der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Unter Anleitung von Moot-Court erfahrenen Kommilitoninnen und Kommilitonen tastet sich das aktuelle Freiburger Team seit den letzten Semesterfeien an die komplizierte Materie des Völkerstrafrechts heran. Das Völkerstrafrecht dient dazu, die schwersten Verbrechen, die die internationale Gemeinschaft als solche berühren – wie Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen – zu sanktionieren. Die eigentlich Verantwortlichen verstecken sich dabei allzu oft hinter staatlichen oder militärischen Strukturen und genau hier setzt das Völkerstrafrecht an: Das Völkerstrafrecht zielt darauf ab, Kommandanten, Staatsoberhäupter und Warlords vor Gericht zu stellen und ihnen trotz der Monstrosität der ihnen vorgeworfenen Taten ein faires Verfahren zu garantieren. Was das in der Praxis bedeutet und wie politisch die Gerechtigkeit oft wird, ist für Freiburger Studierende immer wieder ein Thema. Neben den Erfahrungen vergangener Moot-Court-Teilnahmen der Jura-Studierenden haben vor einem Jahr beispielsweise Studierende aller Fachrichtungen eine große Reportage zu der Gerechtigkeit des Völkerstrafrechts für UniCROSS, die große studentische Redaktion, produziert.

Für das diesjährige Moot-Court-Planspiel veröffentlichte die Wettbewerbsleitung des ICC Ende Oktober einen fiktiven Fall, der von einem Unternehmen handelt, das wissentlich sehr billige Produkte einkaufte, bei deren Produktion der Verdacht von Menschenhandel im Raum steht. Nun ist die Unternehmensleitung angeklagt. Bis Ende Februar arbeitete das Freiburger Moot-Court Team an Schriftsätzen, auf deren Basis die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in einer simulierten Gerichtsverhandlung Ende Mai 2018 in Den Haag mit mündlichen Plädoyers gegen die Teams der anderen Universitäten antreten. Sie nehmen dabei die Rollen der Anklage, der Verteidigung und der Opfervertretung ein. Auf dem Weg dahin lernen sie von Moot-Court erfahrenen Kommilitoninnen und Kommilitonen viel über präzises Formulieren sowie überzeugendes Auftreten vor Publikum und feilen nebenbei an ihrem Englisch, da der gesamte Wettbewerb auf Englisch ausgetragen wird.

Moot-Court
Während einer Vorbereitungssitzung im Amtsgericht Freiburg.

Da im Völkerrecht und im Völkerstrafrecht nur sehr wenige Kanzleien tätig sind und diese oft kaum finanzielle Fördermöglichkeiten haben, gestaltet sich die Finanzierung des Wettbewerbs oft schwierig. Hier konnte der Förderverein Alumni Freiburg e.V. einspringen. Er hilft mit seiner Unterstützung allen Studierenden, unabhängig von ihrem finanziellen Hintergrund. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ICC-Moot-Courts werden beispielsweise durch einen Beitrag zu den Kosten unterstützt, die durch die Reise zum ICC nach Den Haag anfallen.

Weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.jura.uni-freiburg.de/de/institute/perron/icc/

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