Was macht eigentlich… Johannes Minuth?

Donnerstag, 27. April 2017 | 

Dr. Johannes Minuth hat von 1980 bis 1995 an der Albert-Ludwigs-Universität Germanistik und Geographie studiert und in Germanistik promoviert. Sein Lebensweg führte ihn allerdings nicht vor die Schultafel, sondern zur „Freiburger Puppenbühne“ – eine Institution, die weit über die Grenzen der Region hinaus Erfolge feiert und das Publikum von Klein bis Groß mit viel Leidenschaft und Elan begeistert. 

alumni’aktuell: Wie entdeckten Sie Ihre Leidenschaft für das Puppenspiel?

Puppenspieler Dr. Johannes Minuth (Foto: Johannes Minuth)
Puppenspieler Dr. Johannes Minuth (Foto: Johannes Minuth)

Dr. Johannes Minuth: Während der Endphase meines Referendariats in Denzlingen begann meine Frau Handpuppen zu bauen. Als ich hautnah miterlebte, wie die Puppen langsam entstanden und immer mehr Leben eingehaucht bekamen, war ich vor allem vom Kasper sehr fasziniert und setzte diesen auf meine Hand, um mit ihm zu spielen. Dieser Moment hat mich stark geprägt und ich spürte, dass da eine Verbundenheit zwischen mir und der Puppe war. Deshalb spielte ich mit großer Freude zunächst für meine eigenen Kinder und war über ihr Lachen als Resonanz so glücklich, dass ich mein Talent für das Puppenspiel entdeckte. Diese künstlerische Kraft, Menschen durch das Puppenspiel eine Freude zu bereiten, wollte ich dann gemeinsam mit meiner Frau im öffentlichen Puppenspiel für andere beruflich ausleben.

alumni’aktuell: Hatten Sie auch mal den Wunsch beruflich umzusatteln oder wieder als Lehrer tätig zu sein?

Dr. Johannes Minuth: Am Anfang der Puppenbühne habe ich das erste Jahr eine Nebentätigkeit als Lehrer ausgeübt. Doch nachdem die Puppenbühne in einem Jahr fertig aufgebaut war, wollte ich zu hundert Prozent Puppenspieler sein. Obwohl ich gerne als Lehrer tätig war und positive Resonanzen bekommen habe, war das Puppenspiel das Einzige, was ich ausüben wollte. Ich habe niemals den Wunsch gehabt umzusatteln. Das Puppenspiel erfüllt mich vollkommen. Außerdem habe ich eine gute Kondition durch Wandern und Freizeitaktivitäten, so dass ich weiterhin fit hinter der Bühne agieren kann.

alumni’aktuell: Der Puppenspieler ist in der Literatur wie der Kasper eine interessante Figur. Wie haben Sie Ihr fachliches Wissen erworben?

Dr. Johannes Minuth: Zunächst habe ich intuitiv gearbeitet und wollte mein fachliches Wissen erweitern. So besuchte ich Stimmfindungskurse zur Sprecherziehung an der Universität, schulte meine Rhetorik, damit ich hinter der Bühne alles anwenden konnte und eine stabile Grundlage für das Puppenspiel hatte. Mein fachliches Wissen gebe ich nun in Seminaren und Trainings an Mitarbeiter der Caritas oder Prophylaxehelferinnen für die Jugendzahnreinigung weiter.

Die Puppen Mephisto und Faust
Die Puppen Mephisto und Faust

alumni’aktuell: Ihre Puppen zeichnen sich durch viele Details aus. Wer kümmert sich um die Kostüme und die Gestaltung der Puppen?

Dr. Johannes Minuth: Meine Frau kümmert sich um die Kostüme, Requisiten, Kulissen und Puppenköpfe. Für die Kinderinszenierungen – die Stücke schreiben wir auch selbst – sind es größtenteils ihre Arbeiten. Bei einer komplexen Tricktechnik wie beispielsweise Pinocchios Nase, die in einer Szene wachsen soll, greifen wir auf die Hilfe des Hamburger Spezialisten Michael Benicke zurück. Für unsere Abendvorstellung “Faust” hatten wir Unterstützung von Martin Thoms, einem Absolventen der Berliner Ernst-Busch-Schule, der die Puppen gebaut hat und bei der Regie hat uns der Freiburger Shakespeare-Komiker Bernd Lafrenz geholfen.

alumni’aktuell: Neben vielen Märchen und Kasperlegeschichten führen Sie in Ihrem Abendprogramm Goethes Klassiker “Faust” auf. Was zeichnet die Inszenierung auf der Puppenbühne besonders aus?                      

Dr. Johannes Minuth: Goethe hatte die Idee zu “Faust”, nachdem er ein Puppenspiel gesehen hat. Den Kreis habe ich nun geschlossen, indem ich den Klassiker auf die Puppenbühne zurückgebracht habe. Die Texte sind größtenteils übernommen, doch habe ich die ursprüngliche Figur des Kaspers erweitert, indem ich ihn zum Kommentator gemacht habe, der nicht nur zu Beginn des Stückes, sondern auch in Zwischenspielen auftritt. Kasper korrigiert das Stück und spricht den Zuschauer mit seiner typischen Zweideutigkeit an. Deshalb verleiht er dem Stück dramatische Würze: So wird Gretchen von Kasper gerettet und zu Beginn von Faust Teil II leiten Bello, der Hund, und Kasper das Stück ein. Meine Figur des Kaspers orientiert sich an Shakespeares Narrenfiguren.

alumni’aktuell: Was fasziniert Sie an der Figur des Kaspers?

Dr. Johannes Minuth: Schon mit meiner Promotion bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Rüdiger Scholz habe ich das Thema “Das Kaspertheater und seine Entwicklungsgeschichte im Puppentheater” aufgegriffen. Es ist mir daher wichtig, dass der Kasper in den einzelnen Epochen in seiner Funktion reflektiert dargestellt wird. Für mich soll er – nachdem er in der Aufklärung von der Bühne geholt wurde – humorvoll, schelmisch, rebellisch, kraftvoll, vital, taktvoll und aufmüpfig gezeigt werden. Der Kasper ist eine Figur des Volkes, die auch in Katastrophenmomenten lacht und durch Wortwitze das Stück kommentiert und den Zuschauer erheitert.

alumni’aktuell: Was soll den Zuschauern nach der Aufführung auf den Weg mitgegeben werden?

Dr. Johannes Minuth: Ich möchte den Zuschauer emotional erreichen, den Kindern durch die Geschichten die Herzen öffnen und sie zum Lachen bringen. Das Puppenspiel soll Freude bereiten.

Puppenbühne_Faustimpressionen
Impressionen zu Dr. Johannes Minuths “Faust” Aufführung

alumni’aktuell: Warum hatten Sie sich für ein Studium in Freiburg entschieden?

Dr. Johannes Minuth: Nach dem Abitur in Heidenheim an der Brenz habe ich mich bewusst für Freiburg als Studienort entschieden, weil ich den Ruf von Freiburg mochte. Die Stadt ist liberal, die Studentenschaft aufgeschlossen und hat eine alternative Szene. Außerdem mochte ich die Überschaubarkeit der Stadt, alle Menschen sind freundlich und nett, die Stadt hat eine fortschrittliche Umwelttechnologie und es gibt Andersdenker. Nicht zu vergessen die landschaftlichen Reize und die Nähe zum Schwarzwald. Auch die Nachbarschaft zur Schweiz und Frankreich, wo ich bilinguale Stücke aufführe, begeistern mich sehr.

alumni’aktuell: Was gefällt Ihnen in der Region besonders?

Dr. Johannes Minuth: Mir gefallen die Wandermöglichkeiten im Schwarzwald, die Straußenwirtschaften und die Nähe zur Natur. In diesem Sommer treffen sich meine ehemaligen Kommilitonen und ich in Freiburg, um dann im Glottertal zu wandern.

alumni’aktuell: Inwiefern hat Ihre Studienzeit in Freiburg Ihr Leben geprägt?

Dr. Johannes Minuth: Mein Leben wurde durch die Studienzeit stark geprägt. Aus einem schüchternen Germanisten wurde ich zu einem diskussionsfreudigen, hinterfragenden, komplexe Prozesse durchschauenden jungen Mann, dessen Rhetorik geschliffen wurde und der viel Bildung erfahren hat. Ohne Studium wäre meine heutige Theateraktivität nicht denkbar. Meine Theaterstücke haben mehrere Ebenen, die ich fachlich in der Universität erlernt habe. Dort habe ich meine Basis bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar und auch meinem Doktorvater, der mich motiviert hat neben der praktischen Tätigkeit über den Kasper in der Theorie zu schreiben.

alumni’aktuell: Haben Sie einen Lieblingsspruch des Kasperles, den Sie als Ratschlag Freiburger Studierenden geben würden?

Dr. Johannes Minuth: Wenn man stürzt, wenn man mal scheitert, wieder aufstehen, Krone zurechtrücken und frohen Mutes wieder weitergehen.

Diesen Beitrag kommentieren.

Kommentar abgeben