Neujahrsrede des Rektors: Prof. Schiewer berichtet über aktuelle Entwicklungen und neue Aktivitäten

Mittwoch, 15. Februar 2017 | 

Bei der Neujahrsrede sprach Rektor Professor Hans-Jochen Schiewer über die Entwicklungen des vergangenen Jahres und bot einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Albert-Ludwigs-Universität. Sie können die Aufzeichnung der Veranstaltung hier ansehen und in Schriftform die wichtigsten Fakten nachlesen:

Sehr geehrte Präsidenten und Vorsitzende der Fördervereinigungen

– liebe Frau Rüland, lieber Herr Lauk, lieber Herr Kollege Volz –

liebe Rektoratsmitglieder und Altrektoren,

Spectabiles,

sehr geehrte Honorarkonsulin, Frau Chantrel

sehr geehrte Ehrensenatorinnen und -senatoren,

sehr geehrte Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik,

sehr geehrte Bürgermeister aus unserer Region,

liebe Alumnae und Alumni,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Studierende,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

Nach den Zäsuren des vergangenen Jahres können wir nicht so tun, als ob alles beim Alten wäre. Wie Sie wissen, bin ich Historiker und aus einer historischen Perspektive muss gesagt werden, dass wir zusammen mit unseren europäischen Nachbarn die friedlichste, freiste und wohlhabendste Epoche Europas erleben – das hat es historisch so noch nie gegeben. Reichtum und Wohlstand haben in Deutschland eine historisch einmalige Größe erreicht. Die Stimmung ist aber eine andere: Brexit, d.h. die Krise Europas, Trump in den USA, islamischer Terror, Migration, geopolitische Machtverschiebungen etc. bestimmen das Bild.

Es ist ein Klimawandel in der Gesellschaft spürbar, der nicht minder gefährlich zu sein scheint wie der lang diskutierte globale Klimawandel. Peter Strohschneider, der Präsident der Deutschen Forschungsgesellschaft sagte gestern bei seinem Neujahrsempfang: „Die Temperatur unserer Gesellschaft ist gestiegen.“ Vor diesem Hintergrund bin ich stolz darauf, dass der Senat unserer Universität – initiiert durch die studentischen Senatsmitglieder – im September einstimmig eine Erklärung zu Fremdenhass und Toleranz abgegeben hat (nachdem es in den Monaten zuvor auch wiederholt zu fremdenfeindlich motivierten Angriffen auf Einrichtungen der Universität gekommen war):

“Der Senat der Albert-Ludwigs-Universität verurteilt entschieden jegliche Form fremdenfeindlicher Aktivität in allen Bereichen der Universität. Der Senat macht unmissverständlich deutlich, dass Universitäten Orte der Pluralität, der Weltoffenheit und des internationalen Austauschs sind. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben an der Albert-Ludwigs-Universität keinen Platz. Forschung und Lehre brauchen zur Entfaltung ein Klima, das nicht durch Hass und Angst, sondern durch Neugier und Offenheit gekennzeichnet ist.”

Diese Erklärung gilt auch und gerade vor dem Hintergrund der fürchterlichen Erfahrung, die wir hautnah machen mussten: der abscheulichen Ermordung einer unserer Studentinnen im Oktober vergangenen Jahres.

Universität und Wissenschaft spielen dabei grundsätzlich, aber auch am Standort eine wichtige Rolle und tragen Verantwortung, Verantwortung, die nicht leicht und erst recht nicht leichtfertig wahrzunehmen ist. Die Universität ist der Raum des rationalen Diskurses über die gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft. Es geht dabei nicht um Parteinahme, sondern Pluralität der Meinungen. Erkenntnisgewinn steht im Zentrum. Pluralität heißt aber auch, unterschiedliche Sichtweisen und Standpunkte zu ertragen.

Organisatorisches Zentrum all dieser Bemühungen ist die Universität. Und Universität heißt Forschungsuniversität. Forschung ist die treibende Kraft, nicht nur in Laboren und Denkzellen, sondern gerade in der Lehre. Lehre treibt Forschung, denn wir Wissenschaftler reden zuerst mit unseren Studierenden über die neuen Methoden, Techniken und Entdeckungen.

Diese Aufgabe können wir nur angemessen erfüllen, diese Verantwortung können wir nur angemessen übernehmen, wenn wir dafür die Rahmenbedingungen schaffen, finanziell und intellektuell, wenn wir sichtbar werden mit unserem Wirken in die Gesellschaft und für die Gesellschaft, wenn wir die Chancen nutzen, die uns geboten werden, um diese Universität, diesen Wissenschaftsstandort und diese Wissenschaftsregion zu einem Schwergewicht in Europa und darüber hinaus zu machen.

Für dieses gemeinsame Ziel, für diese Aufgabe setzen Sie sich mit ideellem und finanziellen Engagement ein. Deshalb möchte ich Ihnen allen danken: Den Vorständen der Fördervereine, den Mitgliedern von Alumni Freiburg e.V., des Verbandes der Freunde und der Wissenschaftlichen Gesellschaft sowie den vielen vielen Stiftern im Rahmen der Neuen Universitätsstiftung. Sie alle helfen uns, Sie alle unterstützen uns, Sie alle mit Ihrer Begeisterung tragen uns immer wieder ein Stück nach vorne.

Grade jetzt, vor dem Hintergrund des sogenannten Brexit haben wir hier wichtiges erreicht. Hier können wir tatsächlich zeigen, dass Denken keine Grenzen kennt. Insofern ist es aus meiner Sicht von besonderer Bedeutung, dass wir es tatsächlich geschafft haben, die große Vision eines European Campus wirklich werden zu lassen. Am 11. Mai 2016 konnten wir in Straßburg den European Campus aus der Taufe heben.Wir, zusammen mit unseren Partnern in Basel, Mulhouse, Straßburg und Karlsruhe sind als europäischer Verbund zur territorialen Zusammenarbeit eine europäische Rechtsperson und werden mit dem ganzen Gewicht dieser fünf Universitäten die Wissenschaftsregion entwickeln. Das ist einmalig.

Der European Campus, das sind 5 Universitäten, 3 Länder, 2 Sprachen, 1 Campus; Er umfasst 115.000 Studierende, 15.000 Wissenschaftler, 11.000 Doktoranden und ein Gesamtbudget von 2,3 Milliarden Euro.

Doch addieren wir nicht einfach unsere Zahlen zusammen, wir erzeugen etwas Neues:

Nämlich eine gemeinsame europäische Rechtsperson mit gemeinsamen Professuren, gemeinsamen Studierenden, gemeinsamen Doktoranden;

eine gemeinsame europäische Rechtsperson, die Anträge bei der Europäischen Union, in Frankreich, in Deutschland und in der Schweiz stellen soll und wird;

eine gemeinsame europäische Rechtsperson, die unsere Vielfalt unter einem Dach zusammenbringt, die aus unserer Vielfalt, unseren Potentialen, unseren Kompetenzen das Beste zusammenbringt.

Wir sind überzeugt, dass unsere Universitäten als European Campus damit international enorm an Anziehungskraft gewinnt. Denn die Forscherinnen und Forscher genauso wie die Studierenden werden von der Verbindung der Universitäten in besonderem Maße profitieren. Studierende können sich ihren Stundenplan trinational zusammenstellen, Forschende sollen die Infrastruktur von fünf verschieden aufgestellten Universitäten nutzen können. Damit bieten wir eine einmalige, diversifizierte, sich ergänzende Forschungs- und Bildungslandschaft, die ihresgleichen sucht. So werden wir auch auf internationalem Parkett noch attraktiver für Spitzenforscherinnen und -forscher genauso wie für die besten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler und internationale Studierende.

Nicht nur als Eucor-Präsident, auch als Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bin ich stolz auf diesen großen Schritt der Internationalisierung und Europäisierung. Ich möchte Sie alle als Angehörige und Freunde unserer Universität herzlich einladen, am European Campus mitzuwirken und ihn sichtbar und lebendig zu machen.

Für den European Campus haben wir – auch darauf bin ich besonders stolz – im Dezember letzten Jahres den ‚Prix Bartholdi‘ verliehen bekommen. Der Prix Bartholdi geht jährlich an herausragende Projekte im grenzüberschreitenden Hochschulbereich der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinregion. Er finanziert sich über den Förderverein „Association Promotion du Prix Bartholdi“, dem Unternehmen, Vereine und Privatpersonen aus der Region angehören. Dies zeigt, dass der European Campus auch außerhalb der akademischen Welt angekommen ist und als besonders erfolgreiches Projekt empfunden wird.

Am 15.7.2017 haben wir das Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien – FIT auf dem Campus am Flugplatz eröffnet. Der Campusbereich ist für die Entwicklung der Universität von hoher strategischer Bedeutung: Mit der Inbetriebnahme dieses Gebäudes ist ein Meilenstein gelungen und der erste von vier Bauabschnitten auf dem Campus am Flugplatz ist fertiggestellt.

In den wissenschaftlichen Zentren der Universität arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen unter einem Dach zusammen und schaffen gemeinsam wegweisende Impulse für die Entwicklung von Wissenschaft und Gesellschaft.

Dabei über den Tellerrand seiner eigenen Disziplin zu schauen und den Dialog mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Disziplinen zu suchen ist ein wesentlicher Aspekt der Forschungsstruktur eines Zentrums und Forschungskultur unserer Universität.

Diesen Aspekt hat die Architektur aufgegriffen und in der Struktur des FIT wiedergespiegelt. Die Beteiligten (das Bauamt, die Architekten und  die Bauleute) haben Großes geleistet.

Das FIT wird im Bereich der intelligenten Materialien neue Impulse setzen, inspiriert vom Vorbild der Natur.

Adaptive Materialien sind Materialien, die selbstlernend sind, sich selbst heilend, anpassungsfähig, und sogar programmierbar. So können Sie beispielsweise die Farbe Ihres Autos damit nach Ihrer Stimmung anpassen.

Es wird dazu beitragen, dass die Materialforschung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg weiter gestärkt wird und viele zukunftsweisende Projekte ins Leben gerufen werden.

Vieles zeichnet unsere Universität aus, macht sie besonders und stark. Zu den unbestreitbaren Stärken gehört vor allem der Teamgeist, nicht nur zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über Disziplingrenzen hinweg, sondern auch bei den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sei es in Verwaltung oder Technik. Diese besondere Kultur der Zusammenarbeit macht aber nicht an den Grenzen der Universität halt. Sie gilt ebenso für die Zusammenarbeit mit den anderen Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen, aber auch mit der Stadt und vielen anderen Bereiche der Gesellschaft.

Die besondere Kultur der Zusammenarbeit macht weder an Disziplingrenzen halt noch an den Grenzen der Universität: Visionäre Vernetzungen über Disziplin-, Institutionen-, Sektoren- und Ländergrenzen hinweg bilden das Ziel der Albert-Ludwigs-Universität. Dabei ist sie kraftvoll genug, sich durch diese visionären Vernetzungen auch selbst zu verändern und so die jahrhundertealte Tradition einer forschungsstarken Volluniversität unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts erfolgreich fortzuführen.

Diese Verbindung aus Teamgeist/Offenheit/Neugier und Erneuerungsfähigkeit bildet die Grundlage für: die „Erste Stufe“: Leistungsstärke in Forschung und Lehre, Öffnung für andere Akteure, Sektoren, neue Anforderungen etc.

„Trinational, europäisch, global“ – unter diesem Motto stellt sich die Universität Freiburg den großen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft. Als eine der forschungsstärksten Volluniversitäten Deutschlands verstehen wir uns als Organisationszentrum der Wissenschaftsregion Oberrhein und stellen durch unsere bewiesen herausragende Leistungsstärke in Forschung und Lehre eine hoch attraktive, inspirierende und produktive Forschungs- und Bildungswelt dar. Wir sind stolz auf die lange Tradition unserer Universität im Herzen Europas und führen sie durch international sichtbare und wirksame Spitzenforschung fort.

Untrennbar mit der Forschung verbunden ist unsere forschungs- und problemorientierte Lehre, in der sowohl erfolgreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch kompetente Leistungsträgerinnen und Leistungsträger einer modernen, liberalen Gesellschaft ausgebildet werden.

Die Stufen der Vernetzungen jenseits der Universitätsgrenzen sind:

„Zweite Stufe“: Fraunhofer, (LZ Nachhaltigkeit, INATECH)

“Dritte Stufe”: Max Planck Institute

„Vierte Stufe“: trinationale Oberrheinregion (European Campus)

„Fünfte Stufe“: europäischer Forschungsraum (LERU)

„Sechste Stufe“: Schlüsselpartnerschaften

Auch im Jahr 2016 waren wir als international sichtbare Forschungsuniversität nachweislich eine der fünf besten Volluniversitäten Deutschlands. Auf europäischer Ebene spiegelt sich diese Spitzenstellung in der aktiven LERU-Mitgliedschaft und global in unseren Schlüsselpartnerschaften wider.

Diese Erfolge, welche die Universität Freiburg im Hinblick auf alle Leistungsdimensionen einer modernen Volluniversität verzeichnen kann, schlagen sich in hervorragenden Platzierungen in international beachteten Rankings nieder. Mit 25.000 Studierenden sind wir zwar die kleinste Volluniversität im U15-Netzwerk, rangieren bei Drittmitteleinwerbungen (insbesondere bei der DFG- und der EU) aber unter den Top drei. Angesichts unserer Forschungs- und Lehrleistung gehören wir nicht nur relativ, sondern auch absolut zu den Top 10 der deutschen Universitäten in allen Leistungsvergleichen. Diese Leistungsstärke konnten wir in den letzten fünf Jahren eindrucksvoll unter Beweis stellen:

Im Bereich Forschung und Lehre konnte die Universität Freiburg ihre Drittmitteleinnahmen von 2012 (158,3 Mio. EUR) bis 2015 (172,5 Mio. EUR ) kontinuierlich steigern. Der aktuelle DFG-Atlas weist Freiburg als die im Verhältnis zu ihrer Größe und im ihrem Fächerzuschnitt bewilligungsstärkste Volluniversität Deutschlands aus. Die Zahl der Sonderforschungsbereiche der DFG ist von 2012 bis 2016 von 4 auf 12 gestiegen. Mit zwei Sonderforschungsbereichen in den Geistes- und Sozialwissenschaften demonstrieren wir zudem unsere traditionelle Forschungsstärke in diesem Bereich. Die Zahl der Graduiertenkollegs der DFG ist von 2012 bis 2016 von 5 auf 13 gestiegen.Die Zahl der (laufenden) ERC-Grants ist von 2012 bis 2016 von 18 auf 30 gestiegen, und zwar mit einer Erfolgsquote von durchschnittlich 30 % (allgemein ca. 10%). Die Zahl der ausländischen Studierenden und Doktoranden ist von 2012 bis 2016 von 3.695 (ca.11,3% der Studierenden) auf 4.719 gestiegen (ca. 13,9%). Was ist der Grund für diese Entwicklung?

Die Säulen einer starken Entwicklung

  1. EUCOR – The European Campus
  1. Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS)

Das neue FRIAS ist Plattform für Blue Sky Research, die Rekrutierung und Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, den internationalen Austausch mit der Scientifc Community und den Dialog mit der Gesellschaft. Die Förderinstrumente sind maßgeschneidert, um dies zu erreichen.

Finanzierung seitens des Landes verlängert.

  1. Leistungszentrum Nachhaltigkeit und INATECH mit der Fraunhofer Gesellschaft

Die trinationale Standortentwicklung mit dem Aufbau des European Campus als zentralem Vorhaben wird am Standort Freiburg durch die Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandorts vor Ort ergänzt und entscheidend verstärkt: Im Oktober 2016 ist das dritte Institut an der Technischen Fakultät der Universität Freiburg gegründet worden, das Institut für Nach-haltige Technische Systeme (INATECH) mit den Forschungsschwerpunkten nachhaltige Materialien, Energiesysteme und Resilienz. Das INATECH bildet den ingenieurwissenschaftlichen Kern des Leistungszentrums Nachhaltigkeit, das – gegründet im März 2015 – von der Universität Freiburg und den fünf Freiburger Fraunhofer-Instituten gemeinsam getragen wird.

  1. University College Freiburg

Das University College Freiburg (UCF) wurde 2012 an der Universität Freiburg als einziges seiner Art in Deutschland gegründet. Das UCF ist die Organisationsplattform internationaler und interdisziplinärer Lehre mit einem Fokus auf Forschungs- und Problemorientierung. Es unterstützt bestehende Programme und Innovationen in der forschungsorientierten inter-disziplinären Lehre. Im Zentrum steht das vierjährige, englischsprachige Bachelor Program in Liberal Arts and Sciences (LAS).

  1. FACE

Gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg haben wir das Freiburg Advanced Center of Education (FACE) gegründet, das die Lehrerbildung in Freiburg bündelt und ihr ein neues Gesicht gibt. Es verbindet alle Akteure, die vor Ort in Freiburg in die Lehrerbildung eingebunden sind. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums können wir 10,6 Millionen Euro in eine neue Qualität der Lehrerbildung investieren. Damit werden wir eines der füh-renden Zentren der Lehrerbildung in Baden-Württemberg mit einem Modell, das bundes-weit einzigartig ist.

  1. Freiburger Hochschulverband

Gemeinsam mit den kirchlichen Hochschulen wird ein gemeinsamer Master-Studiengang in Religionswissenschaft aufgebaut, ebenso wie ein kooperatives Promotionskolleg.

Aktivitäten in Nordamerika

In New York habe ich die Weihnachtsfeier mit den Alumni verbracht. Diese Ideen des Technologietransfers, des Startups wollen wir mit den nordamerikanischen Alumni entwickeln. Unsere Alumni-Aktivitäten in den USA sind zum Ende des letzten Jahres gemeinnützig geworden. So können wir dort auf noch bessere Art Spenden sammeln.

Exzellenzstrategie: Wie sind wir für den Wettbewerb aufgestellt?

Im Jahr 2016 sind wegweisende Entscheidungen für die Zukunft des deutschen Wissenschaftssystems gefällt worden. Im Januar wurde der lang erwartete Endbericht der Internationalen Expertenkommission zur Evaluation der Exzellenzinitiative (IEKE), besser bekannt als ‚Imboden-Kommission‘ veröffentlicht. Im Juni einigten sich dann die Regierungschefinnen und Regierungschefs von Bund und Ländern nach langen und teils schwierigen Verhandlungen auf den Vorschlag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), das Programm zur Förderung der Spitzenforschung an Universitäten unter dem Namen ‚Exzellenzstrategie‘ neu aufzulegen.

Es wird zwei Förderlinien geben: Exzellenzcluster, das Format für die projektförmige Förderung international wettbewerbsfähiger Forschungsfelder an Universitäten, und Exzellenzuniversitäten, das Format für die dauerhafte Stärkung einzelner Universitäten, so dass sie mittel- bis langfristig zu den internationalen Spitzenuniversitäten aufschließen können. Die Wettbewerbe werden zeitlich versetzt ausgeschrieben, denn nur diejenigen Universitäten, die mindestens zwei Exzellenzcluster einwerben, werden in der Linie Exzellenzuniversitäten überhaupt antragsberechtigt sein.

Entscheidender Unterschied zwischen der Exzellenzstrategie und ihren Vorläuferprogrammen, der Exzellenzinitiative, ist die Tatsache, dass die Exzellenzstrategie von Bund und Ländern auf unbestimmte Zeit geschlossen worden ist – darauf weist auch die veränderte Benennung hin. Dies hat zur Folge, dass insbesondere die Förderentscheidung über die Exzellenzuniversitäten die deutschen Universitäten in zwei Gruppen unterteilen wird: Einige wenige Universitäten werden dauerhaft bessergestellt sein.

Exzellenzcluster

  • Format: projektförmige Förderung international wettbewerbsfähiger Forschungsfelder in Universitäten
  • Budget: 385 Mio. € p.a.
    • 45-50 Förderfälle, Fördersumme:  3-10 Mio. € p.a.
    • Universitätspauschale: 1 Mio. € p.a./Cluster
    • Pro Cluster maximal zweimalige Förderung à 7 Jahre möglich

Die Vorbereitung für den Wettbewerb um Exzellenzcluster sind schon im Jahr 2015 konsequent angelaufen: Aus einer Aufforderung des Rektorats an alle Professorinnen und Professoren sind Clusterinitiativen entstanden. Diese Initiativen wurden unter der Leitung des Prorektors für Forschung über mehrere Monate durch das Projektteam Cluster, besetzt mit Mitgliedern des Universitätsrats, des Senats und mit weiteren forschungsstarken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Freiburg, beraten und betreut. Am 26. Oktober 2016 hat das Rektorat auf Empfehlung des Projektteams Cluster beschlossen, dass insgesamt fünf Initiativen aus Profilbereichen der Universität Freiburg im April 2017 Antragsskizzen einreichen werden. Der Senat hat diese Entscheidung am selben Tag zustimmend zur Kenntnis genommen.

Die Universität Freiburg wird 5 Skizzen einreichen (inkl. Skizzen, die auf bestehenden Clustern aufbauen).

Zeitplan:

1. Dez. 2016 Einreichung Absichtserklärungen bei der DFG
3. Apr. 2017 Einreichung von Antragsskizzen bei der DFG
28. Sept. 2017 Aufforderung zur Vollantragstellung
19. Feb. 2018 Einreichung Vollanträge bei der DFG zusammen mit schlankem

Strategiepapier

27. Sept. 2018 Förderentscheidung Vollanträge
1. Jan. 2019 Förderbeginn Cluster

Linie “Exzellenzuniversitäten”

  • Format: strategisches Konzept mit Maßnahmen zur
  • nachhaltigen Entwicklung international herausragender Bereiche
  • Etablierung der Einrichtung in Spitzengruppe im internationalen Wettbewerb
  • Budget: 148 Mio. € p.a.
  • Bis zu 11 Förderfälle, Fördersumme: 10-15 Mio. € a.
  • Fördervoraussetzung: 2 geförderte Cluster
  • Dauerhafte Förderung durch den Bund, Dynamik durch
  • regelmäßige Evaluationen und regelmäßigen Clusterwettbewerb
Mitte Dez. 2018 Einreichung der Anträge beim Wissenschaftsrat
Jan. – April 2019 Begutachtung der Anträge
1. Nov. 2019 Förderbeginn Exzellenzuniversitäten

 

Parallel zum Förderprogramm für die Spitzenforschung an Universitäten einigten sich Bund und Länder mit dem sogenannten Nachwuchspakt auf die systematische Einführung und Förderung der Tenure-Professur an deutschen Universitäten. In zwei Ausschreibungsrunden werden 2017 und 2019 insgesamt 1.000 Tenure-Professuren bewilligt werden, die unter Zugrundelegung des Königsteiner Schlüssels und der Gesamtzahl der W3-Professuren im jeweiligen Bundesland auf die Bundesländer verteilt werden. Dieses Programm trifft die Albert-Ludwigs-Universität nicht unvorbereitet: Die Tenure-Professur wurde schon 2008 im Rahmen des Exzellenzwettbewerbs an der Universität Freiburg eingeführt, Leitlinien für den Tenure-Prozess sind seit 2012 in Kraft und sechs Tenure-Verfahren konnten transparent und mit hoher Akzeptanz abgeschlossen werden. Seitens der Universität werden die zusätzlichen Tenure-Positionen zur Profilbildung und zur Stärkung der Exzellenzclusteranträge eingesetzt und in ein Gesamtkonzept der akademischen Karriereentwicklung eingebettet werden. Im Rahmen dieses Konzepts sollen auch neue Personalkategorien geschaffen werden, die neben dem Weg zur Professur planbare Karrierewege in der Wissenschaft ermöglichen werden.

Die dritte Runde des Exzellenzwettbewerbs stößt allerdings auch auf Kritik. Auch Freiburger Kolleginnen und Kollegen haben eine Erklärung gegen die Exzellenzinitiative initial unterzeichnet; die Verfasste Studierendenschaft hat sich dem angeschlossen. Die Kritik richtet sich gegen die Verdauerung des Wettbewerbs um Ressourcen und gegen die Festschreibung einer Hierarchie deutscher Universitäten mit vielen Verlierern und wenigen Siegern. Zu Recht wird die mangelhafte Grundfinanzierung der Universitäten beklagt. Bei allem Verständnis für diese Kritik muss allerdings auch klar gesagt werden, dass Entscheidungen im politischen Raum getroffen worden sind. Eine Kritik am Exzellenzwettbewerb hätte die Politik überzeugen müssen, andere Wege zu gehen. Seitens der Universitäten und der Landesministerin Theresia Bauer waren wir uns mit der ‚Imboden-Kommission‘ einig, dass nach zwei Exzellenzwettbewerben die nachweisbare Stärke der Universitäten in Forschung und Lehre Grundlage für die institutionelle Förderung sein sollte, aber kein neuer Wettbewerb der Institutionen. Die Mehrheitsmeinung der Politik hat dieses Konzept als Modell einer gesamtstaatlichen leistungsorientierten Mittelvergabe abgelehnt. Die Politik hat nun entschieden – und es wäre mit Blick auf die Zukunft der Universität Freiburg verantwortungslos, sich diesem Wettbewerb zu verweigern. Selbstverständlich werden wir uns in den kommenden Monaten dieser Diskussion stellen und in unterschiedlichen Formaten das Für und Wider unserer Teilnahme an der Exzellenzstrategie erörtern.

Die Albert-Ludwigs-Universität bereitet sich somit auf die Teilnahme an den Exzellenzwettbewerben konsequent und mit Zuversicht vor, aber auch im Bewusstsein der großen Herausforderung, die diese Wettbewerbe bedeuten. Wichtig ist uns dabei auch, achtsam zu sein und immer wieder kritisch auf die Belastungen zu blicken, die wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zumuten.Wir werden 3 Jahre im Wettbewerb sein. Wir brauchen Sie.

Einen besonderen Dank und Glückwunsch möchte ich Herrn Kollegen Volz überbringen, der letzte Woche seinen 70. Geburtstag gefeiert hat und zu dem ich ihm ganz herzlich gratulieren möchte.

Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und freue ich mich nun auf das Gespräch mit Ihnen!

Vielen Dank!

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