Katastrophenmanagement im Übernatürlichen

Samstag, 19. November 2016 | 

Skip Jonathan Landau ist Architekt, Halbjude, verheiratet, Vater zweier Söhne und lebt in Israel. Der neuste Roman von Alumna Katharina Hacker “Skip” handelt von einem übernatürlichen Phänomen. Der Protagonist wird an Orte gezogen, an denen sich Katastrophen ereignen. Dort erhält er voller Mystik eine übernatürliche Aufgabe, die sein Leben verändern soll: Er wird Helfer von verwirrten Seelen, die noch zwischen Diesseits und Jenseits wandeln. Deshalb begleitet er die Seelen, bis sie mit dieser Welt abgeschlossen und einen Weg zum Jenseits gefunden haben.

Wenn man heutzutage die Nachrichten liest, dann wird man oft mit dem Grauen konfrontiert: Amokläufe, Terrorangriffe oder Flugzeugabstürze lassen uns erschaudern und halten für einen Moment die Zeit an. Zu genau solchen Unglücken ruft eine innere Stimme den Protagonisten Skip.

Buchcover "Skip" von Katharina Hacker
„Skip“ von Katharina Hacker, 384 Seiten, S. Fischer, 21,99€.

Skip Jonathan Landau  ist ein gewöhnlicher Mann, der fortwährend nach dem Sinn des Daseins sucht. Als Architekt ist er eigentlich nicht der Typ für Halluzinationen. In seinem Beruf schafft er für andere genau das, was er sich selbst seit seiner Kindheit wünscht: eine Heimat.

Katharina Hacker porträtiert in ihrem Roman einen wurzellosen Halbjuden, der mal in Frankreich, Israel und am Ende des Romans in Berlin lebt.
Skip ist praktisch veranlagt, lebt den Moment und verschwendet keine Gedanken an den Tod – bis seine Frau sterbenskrank wird. Durch den Schatten, den das Leid auf sein Leben wirft, wird er sensibler und erkennt die Wichtigkeit darin, im Leben den Tod als präsent wahrzunehmen. Und für Skip ist dieser außergewöhnlich präsent: Er wird Begleiter von den Seelen, die sich im Schwellenmoment von Diesseits und Jenseits befinden. Besonders mit einer Seele fühlt er sichverbunden und unternimmt einiges, um ihr zu helfen.
Das Buch erscheint wie eine Aneinanderreihung von Gedankensprüngen. Es referiert über das Leben, dann die Stadt Tel Aviv und letztendlich mündet es in vielen Rückblenden, die den Wert des Lebens darlegen. Geschickt spannt Hacker eine Brücke zwischen Realität und Mystik. Immer wieder fragt sich der Leser: Was ist Fiktion? Was ist Traum? Was ist Wahrheit? So gelingt es der Autorin den Leser dazu anzuregen, sich – wie Skip – mit dem Tod im Leben auseinanderzusetzen und schließlich bewusster zu leben.

Katharina Hacker studierte von 1986 bis 1990 Philosophie, Geschichte und Judaistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Für ihren Roman “Die Habenichtse” erhielt sie 2006 den Deutschen Buchpreis.  So wie “Skip” handeln auch weitere Romane von Israel, wo sie eine Zeit lang studierte. Heute lebt sie als freie Autorin in Berlin.

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