“Unser Alumni-Club möchte einen Beitrag für Kamerun leisten” Clubpräsidentin Marie Claudine Zangna über ihre Studienerfahrungen in Freiburg

Freitag, 1. Juli 2016 | 

Marie Claudine Zangna machte 1979 ihr Abitur am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg, bevor sie Pharmazie an der Albert-Ludwigs-Universität studierte. Heute ist sie die Vorsitzende des Freiburger Alumni-Clubs in Kamerun. Alumni’aktuell sprach mit ihr über ihre Erfahrungen beim Studium in Deutschland und die Ziele des Kameruner Alumni-Clubs.

Alumni’aktuell: Was ist der größte Unterschied zwischen Deutschland und Kamerun, an den Sie sich selbst erst gewöhnen mussten?

Marie Zangna: Der größte Unterschied war erstmal das Klima, anfangs war mir immer kalt. Und auch wegen der Sprache war es schwer; als ich hier herkam, konnte ich nur „Guten Tag“ und „Bitte“ sagen. Außerdem hat Pünktlichkeit hier auch einen anderen Stellenwert als in Kamerun. Bei uns zu Hause ist das lockerer, da kommt man öfters mal später zu einem Termin.

Marie Claudine Zangna in Freiburg (Foto: Alumni Freiburg)
Marie Claudine Zangna bei Ihrem Besuch in Freiburg (Foto: Alumni Freiburg)

Alumni’aktuell: Welche Länder sind bei afrikanischen Studierenden besonders gefragt, die in Europa studieren wollen?

Marie Zangna: Wegen unserer offiziellen Nationalsprachen französisch und englisch sind Frankreich und Großbritannien bevorzugt. Jedoch hat Deutschland einen historisch guten Ruf, so dass deutsche Universitäten für Studenten aus Kamerun sehr anziehend sind. Die Deutsch-Kurse im Goethe-Institut in Yaounde sind gut besucht. Es gibt inzwischen sogar viele Schulen, die Deutsch als Schulfach anbieten und wo man schon Sprachzertifikate erwerben kann.

Alumni’aktuell: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich stellen, um mit dem deutschen Staatsexamen in Kamerun zu arbeiten?

Marie Zangna:

Mit dem deutschen Staatsexamen in Kamerun zu arbeiten fällt einem schwer; insbesondere die auf deutsch gelernten Fachbegriffe sind nicht immer leicht auf französisch umzusetzen. Nach meinem Praktikum bei Merck in Darmstadt habe ich auch in Frankreich gearbeitet. So war es für mich nicht schwer, mich in Kamerun einzuleben. Dann habe ich eine Stelle bei einer französischen Firma in Limbi bekommen, das liegt im Südwesten von Kamerun. Für mein deutsches Diplom habe ich mir in Frankreich eine Äquivalenz machen lassen.

Alumni’aktuell: Wie ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Kamerun? Ist Internationalität ein wichtiger Faktor wie in Deutschland?

Marie Zangna: Inzwischen kann man auch in Kamerun alle Fächer studieren. Es kommt dabei auf die Fachrichtung an: Medizin oder Pharmazie zum Beispiel kann man an verschiedenen Hochschulen und Universitäten studieren. Momentan sind die Abschlüsse von ausländischen und kamerunischen Universitäten gleichermaßen angesehen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man langfristig lieber die Absolventen einstellt, die in Kamerun studiert haben.

Alumni’aktuell: Warum sind Sie Mitglied im Alumni-Club?

Marie Zangna: Allein kann man wenig erreichen, daher ist es wichtig sich mit anderen zu vernetzen, um gemeinsam etwas zu schaffen. Da wir alle in Freiburg studiert haben, haben wir ähnliche Ideen für Projekte oder ähnliche Gewohnheiten. Man kommt zusammen  und versucht sich besser kennenzulernen, gegenseitig zu helfen oder Erfahrungen auszutauschen. Ich persönlich freue mich, wenn ich junge Menschen unterstützen kann. Neulich hatte ich Besuch von einer jungen Studentin, die in Kamerun Medizin studiert und gerne in Deutschland ihre Facharztausbildung machen würde. Ich konnte ihr zwar nicht alle Fragen beantworten, aber ich konnte ihr sagen, wo sie sich informieren kann.

Alumni’aktuell: Mit ihrem Club setzen Sie sich besonders für Umweltschutz und die umweltschonende Entsorgung von Krankenhausabfällen ein. Warum sind Ihnen diese Themen wichtig?

Marie Zangna: Wir haben 2008 an einem Alumni Freiburg-Seminar zum Thema Krankenhausabfälle mit Rudolf-Werner Dreier, Margret Böhme und Freiburger Professoren in Yaoundé teilgenommen. Das hat unser Interesse geweckt und wir wollten uns langfristig für diesen Bereich engagieren. Die Entsorgung von Krankenhausabfällen zum Beispiel wird bei uns nicht professionell durchgeführt. Wir befürchten, dass dies die Quelle von manchen toxischen Erkrankungen mit Todesfällen sein. Da unser Alumni-Club zur Eindämmung von Krankheiten und zur Verbesserung der Lebensbedingungen beitragen möchte, sind uns diese Themen wichtig. Oft arbeitet der Club im Rahmen einer Partnerschaft hierbei mit Gemeinden zusammen.

Alumni’aktuell: Ihr Sohn studiert derzeit in Freiburg  Pharmazie. Welchen Rat haben Sie ihm mitgegeben, um sich schnell einzuleben?

Marie Zangna: Wenn man in ein fremdes Land kommt, muss einem klar sein, dass man viele Dinge von zu Hause dort nicht so vorfindet. Man muss offen sein, um sich einleben zu können, sonst kommt man nicht vorwärts. Es ist nicht einfach, aber man muss immer an sein Ziel denken, damit man es erreichen kann. Schließlich geht es nicht darum, sich einfach eine gute Zeit zu machen, sondern ein erfolgreiches Studium zu absolvieren.  Ob mein Sohn einmal meine Apotheke in Yaounde übernehmen wird, weiß er noch nicht. Jetzt ist erstmal wichtig, dass er sein Studium abschließt.

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