Alumni-Buchtipp: Fessenheim – wenn Meiler explodieren
Donnerstag, 11. Juli 2013 |
Eine Wolke steigt über dem Atomkraftwerk Fessenheim im Oberrhein-Graben auf. Der Breisgau und Freiburg werden unbewohnbar, in Stuttgart und Berlin heißt es „betretbar nur auf eigenes Risiko”. In seiner Novelle „Fessenheim“ beschreibt der Freiburger Journalist, Schriftsteller und Geograph Jürgen Lodemann ein Schreckens-Szenario, welches durchaus Realität werden könnte.

Ein Erdbeben der Stärke 8.3 im Bodensee nahe Konstanz löst eine Flutwelle im Rhein aus, die die Chemiefabriken in Basel und dann das Atomkraftwerk in Fessenheim überrollt. Der älteste Atommeiler Frankreichs explodiert und radioaktive Wolken ziehen über Freiburg und Stuttgart bis nach Berlin. Freiburg wird unbewohnbar und die Einwohner flüchten zu Fuß hoch in den Schwarzwald. Die Novelle „Fessenheim” verbindet Fakten und Thesen, wobei der Autor nicht nur das Szenario und seine Folgen, sondern auch die Ignoranz, die diesem Ausbruch vorangeht, verdeutlicht. Es geht um Menschen, die zwar die heikle Geologie von Hochrhein und Oberrhein kennen und auch die Gefahr, die vom maroden Meiler Fessenheim ausgeht, die aber den Aufstieg in der Politik einem Aufruhr in der Bevölkerung vorziehen.
Mit der Fiktion des Ernstfalls will Lodemann wachrütteln und über das alarmieren, was im Atomkraftwerk Fessenheim nie passieren darf. Dies gelingt dem Autor, indem er die brisante Thematik mit einer guten Portion Humor und politischem Engagement darstellt.
Jürgen Lodemann studierte in Freiburg Philosophie, Germanistik und Geographie und arbeitete nach der Promotion als Schriftsteller, Filmemacher, Moderator und Journalist. 1975 gründete er entgegen den Bestsellerlisten die „Bestenliste“, heute „SWR-Bestenliste“, eine Qualitätsliste der deutschsprachigen Literaturkritik. Für seine Arbeiten erhielt er unter anderem den Alfred-Kerr-Preis für Literatur, den Literaturpreis Ruhrgebiet und den Literaturpreis der Landeshauptstadt Stuttgart.