Die Büchse der Pandora

Donnerstag, 6. November 2014 | 

Professor Jörn Leonhard ist seit 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte des Romanischen Westeuropa. Er erhielt in seiner bisherigen akademischen Laufbahn bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Landesforschungspreis des Landes Baden-Württemberg und die Wahl zum Fellow der Royal Historical Society London. Am 12. November wird sein neustes Werk „Die Büchse der Pandora” mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis 2014 ausgezeichnet.

Die Büchse der Pandora
Jörn Leonhard: Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs, C.H. Beck, 2014, 38,00 €

Seit seinem Erscheinen im Frühjahr 2014 erlangte „Die Büchse der Pandora – Geschichte des Ersten Weltkrieges” großes Aufsehen und wurde hervorragend aufgenommen. Am besten kann es wohl als einführende Gesamtdarstellung bezeichnet werden. Die an den Kriegsjahren orientierten Hauptkapitel werden flankiert von Passagen über die lange Vorgeschichte des Krieges, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht, über die Julikrise und über die direkten Folgen des Krieges für Staaten und Gesellschaften, Individuen und Ideen.

Leonhard sieht bei keinem der Akteure eine wirkliche Schuld für den Kriegsausbruch, er betont aber die besonders große Verantwortung von Deutschland und Großbritannien für den Kriegsausbruch. Beide hätten eine Rolle für eine mögliche Deeskalation des Konfliktes nach dem Attentat in Sarajevo spielen können. Deutschland ging ein unmögliches Risiko mit dem „Blankoscheck” an Österreich ein, mit dem es eigene Handlungsspielräume minimierte. Großbritannien förderte gleichzeitig die Hoffnung bei Frankreich und Russland in den möglichen Krieg auf ihrer Seite einzutreten sowie bei Deutschland, im Falle eines Krieges neutral zu bleiben. Dadurch stieg auf beiden Seiten die Kriegsbereitschaft.

Leonhard schafft das Kunststück, durch eine internationale Perspektive ein möglichst breites Panorama des Ersten Weltkrieges abzubilden, diese mit einer tiefgehenden Analyse zu verbinden und trotzdem in einen leicht erfassbaren Text zu verpacken. Laien und Forscher werden somit gleichermaßen angesprochen. Eine klare Empfehlung für jeden, der sich für die Geschichte des Ersten Weltkrieges interessiert.

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