Neujahrsrede des Rektors Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer am 04.02.2020

Dienstag, 21. April 2020 | 

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Ab 00:49:37

 

Ich freue mich, bei Ihnen zu sein, und möchte mich zu allererst natürlich bei Herrn Dreier, Herrn Volz, Herrn Lauk, Herrn Spada und allen bedanken, die heute wieder diesen Neujahrsempfang der Fördervereine ausgerichtet haben, und der eigentliche Held des Tages ist Herr Willaredt, der mich doch noch einigermaßen pünktlich hier her gebracht hat aus einem komplett schneestürmigen Stuttgart und dem württembergischen Teil des Landes – nicht einfach zu befahren heute.

Ich freue mich, viele Freunde und Freundinnen hier begrüßen zu können. Ich freue mich, dass Frau Störr-Ritter da ist, dass Hanna Böhme da ist, dass Herr Weitzmann heute da ist, dass Herr Bauer von Sick da ist, dass Herr Holtmeier heute da ist – Herrn Kösner sehe ich auch – ich habe gar nicht alle auf meiner Liste, die ich hier sehe. Ich bin froh, bei Ihnen zu sein.

Die Universität Freiburg erbringt Jahr für Jahr eine Vielzahl bemerkenswerter Leistungen: für die Forschung und deren Fortschritt, für die Bildung und Ausbildung junger Menschen, aber auch für die wissenschaftliche Weiterbildung berufserfahrener Menschen, für die Wirtschaft und deren Innovationsfähigkeit, für das kulturelle Leben, für den Zusammenhalt, die Pluralität und die Offenheit unserer Gesellschaft.

Hinter diesen Leistungen stehen viele kluge, kreative und engagierte Köpfe: die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Studierenden, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Universität. Durch ihre Arbeit und ihr Engagement zählt die Universität Freiburg ebenso wie andere forschungsstarke Universitäten zu den lebendigsten Orten unserer Wissens- und Innovationsgesellschaft – und dies trotz einer seit Jahrzehnten defizitären, international kaum konkurrenzfähigen Grundfinanzierung. Lassen Sie mich diesen Punkt ganz deutlich machen: Universitäten wie die Albert-Ludwigs-Universität sind lebendige, pulsierende Orte des Austauschs, der Begegnung, der Kreativität und der innovativen Ideen. Sie sind es entgegen schwieriger Rahmenbedingungen und teilweise sogar entgegen widriger Umstände, weil sie ein Arbeits- und Lebensraum sind für überaus kluge, kreative und engagierte Köpfe.

Die Zukunftsstrategie der Universität Freiburg stellt diese Köpfe in den Mittelpunkt. Sie ist getragen von der Überzeugung, dass eine Universität in erster Linie eine Gemeinschaft von Menschen ist, eben eine Universitas magistrorum et scholarium, und erst in nachgeordneter Hinsicht eine Organisationsstruktur. Deshalb haben wir unserer Zukunftsstrategie den Titel „Connecting Creative Minds“ gegeben. An der grundsätzlichen Ausrichtung dieser Zukunftsstrategie und an den Überzeugungen, die ihr zugrunde liegen, halten wir fest, auch wenn wir mit dem Antrag, den wir in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten der Exzellenzstrategie eingereicht und in dem wir diese Grundüberzeugungen in Vorhaben und Maßnahmen ausbuchstabiert haben, im vergangenen Jahr nicht erfolgreich gewesen sind.

Wir halten also an unserer Zukunftsstrategie „Connecting Creative Minds“ fest – und heute, ungefähr ein halbes Jahr nach der zu unseren Ungunsten ausgefallenen Förderentscheidung, sind bereits die ersten Ansätze und Entwicklungen erkennbar, die dieser neuen und modernen Zukunftsstrategie entspringen.

Unter dem Titel „Connected Services“ haben wir im letzten Quartal des vergangenen Jahres mit einer groß angelegten Modernisierung administrativer Prozesse und Strukturen an unserer Universität begonnen. Verschlankte und weitgehend digitalisierte administrative Prozesse, die nicht den Geist von Kontrolle und juristischer Prüfung atmen, sondern von wechselseitigem Vertrauen, sollen die Menschen an der Albert-Ludwigs-Universität bei der Arbeit an den universitären Kernaufgaben besser unterstützen und ihnen mehr Freiräume eröffnen – für gute Ideen, Inspirationen, Begegnungen und Zusammenarbeit. Ganz konkret geht es um Vereinfachung und Digitalisierung sowohl der Beantragung als auch der Abrechnung von Dienstreisen, die Universitätsmitglieder zu Abertausenden pro Jahr unternehmen. Es geht um die Schließverwaltung und ein zeitgemäßes Online-Bewerbungsportal, das nicht nur für die Bewerberinnen und Bewerber mehr Komfort bedeutet, sondern auch den universitären Einrichtungen das extrem mühsame händische Übertragen von Informationen aus einer Unterlage in eine andere ersparen wird. Und es geht um die Einrichtung einer professionellen internen Kommunikation, die den Informationsfluss zwischen den einzelnen universitären Einrichtungen und zwischen Zentrale und Dezentrale nicht nur verbessern, sondern den Kulturwandel, den wir mit „Connecting Creative Minds“ angestoßen haben, durch originelle Formen und Formate auch ausstrahlen wird.

Eine weitere Initiative, die erst jüngst aus unserer Zukunftsstrategie hervorgegangen ist, ist das Co-Creation-Programm. Dieses Programm zielt auf die Förderung von Zusammenarbeit ab, in die alle universitären Gruppen eingebunden sind, und aus der Ideen und Entwicklungsimpulse entstehen, die die Universität gewissermaßen im Detail voranbringen und zu einem besseren Arbeits- und Lebensraum machen. Die gerade veröffentlichte erste Ausschreibung im Co-Creation-Programm zielt auf die gemeinsame Erarbeitung von Gestaltungs- und Nutzungskonzepte für sogenannten Open Spaces. An der Universität Freiburg gibt es viele Flächen, die sich als Open Spaces anbieten, d.h. als Orte der kreativen Arbeit in Kleingruppen, des Austauschs und der Begegnung. Sie bieten sich als Open Spaces an, sofern sie entsprechend ausgestattet und gestaltet werden und sofern wir die Spielräume, die uns Brandschutz- und vergleichbare Vorgaben lassen, bis an die Grenzen des Zulässigen ausreizen. Mit dem Co-Creation-Programm ist genau dieses Versprechen verbunden: Wenn Vertreterinnen und Vertreter aller universitären Gruppen, also Studierende, Doktorandinnen, Wissenschaftliche Mitarbeiter, Mitarbeiter aus Verwaltung und Technik und Professorinnen, gemeinsam einen Vorschlag erarbeiten, der die Universität weiterbringt, dann werden wir alle Spielräume nutzen, um solche Vorschläge umzusetzen. Im Moment können sich also Arbeitsgruppen aus Universitätsangehörigen um eine finanzielle Förderung bewerben, die die gemeinsame Erarbeitung von Gestaltungs- und Nutzungskonzepten für Open Spaces unterstützt – mit finanziellen Mitteln für Workshops, Reisen zu Best-Practice-Beispielen oder für den Austausch mit Expertinnen und Experten andernorts oder für Visualisierungen. Wir werden im Laufe des Jahres überzeugende und professionelle Konzepte für Open Spaces an der Albert-Ludwigs-Universitäten vorliegen haben; und wir haben Mittel für die Umsetzung allokiert. Ich bin aber sicher, dass wir die überzeugendsten Konzepte auch unseren Fördervereinigungen präsentieren werden. Denn größere finanzielle Ressourcen bedeuten natürlich größere Spielräume, um die Open Spaces so gut wie möglich zu machen …

Meine Damen und Herren, Sie sehen: Unsere Zukunftsstrategie schwebt nicht unverbunden über dem universitären Alltag, sondern aus dieser Strategie heraus setzen wir mit großer Entschiedenheit wichtige Akzente, die eine Veränderung der institutionellen Kultur an der Universität Freiburg anregen. Wir modernisieren den Arbeits- und Lebensraum Universität, um unseren klugen, engagierten und kreativen Köpfen, unseren Creative Minds, eine noch bessere Entfaltung ihrer Potenziale zu ermöglichen.

Dass es an unserer Universität diese klugen, engagierten und kreativen Köpfe tatsächlich und zahlreich gibt, und dass sie schon heute in beeindruckender Weise zusammenarbeiten und gemeinsam Herausragendes leisten, möchte ich Ihnen abschließend mit einigen Schlaglichtern deutlich machen:

Wir sind sehr stolz darauf, dass in diesem Jahr ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland, der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft vergebene Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, nach Freiburg gegangen ist – nämlich an Herrn Kollegen Prinz, den Ärztlichen Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum der Albert-Ludwigs-Universität. Seine Forschung hat wegweisende Erkenntnisse zum Immunsystem des Gehirns hervorgebracht, insbesondere zu den sogenannten Mikroglia-Zellen, die mit der Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer oder Depression in Verbindung gebracht werden. Der Preis ist nicht nur eine Würdigung des herausragenden Einzelwissenschaftlers, sondern auch der Stärke der medizinisch-lebenswissenschaftlichen Forschung am Standort Freiburg.

Weitere Köpfe, die die Albert-Ludwigs-Universität im letzten Jahr mitgeprägt haben und dies auch in Zukunft tun werden, sind Herr Kollege Mehler und Frau Dr. Hampel. Beide sind maßgeblich daran beteiligt, mit dem Maria Sibylla Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA) ein internationales Forschungskolleg an der Universität Ghana in Accra aufzubauen. Das Institut fördert die Zusammenarbeit ghanaischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit internationalen Kolleginnen und Kollegen über Disziplin- und Ländergrenzen hinweg. MIASA setzt sich für den Abbau globaler Asymmetrien in der Wissensproduktion und eine stärkere Zusammenarbeit von Forschenden aus dem anglophonen und dem frankophonen Afrika ein. Das übergeordnete Ziel von MIASA ist es, die weltweite Sichtbarkeit der geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Subsahara-Afrika zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, vergibt das Forschungskolleg Stipendien für Nachwuchsforscherinnen und -forscher sowie für etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Vor wenigen Wochen hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Förderung der Hauptarbeitsphase bewilligt, nachdem die anderthalbjährige Vorphase erfolgreich begutachtet worden war. Die Hauptphase beginnt im September 2020, das Bundesministerium unterstützt das MIASA mit insgesamt knapp zwölf Millionen Euro für die nächsten sechs Jahre. Unser Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) ist gemeinsam mit fünf weiteren Konsortialpartnern aus Deutschland und Frankreich sowie zwei weiteren Partnern aus Accra und einem Partner in Dakar/Senegal am Aufbau des Forschungskollegs auf dem Campus der Universität Ghana beteiligt.

Im letzten Jahr haben wir außerdem das Africa Centre für Transregional Research (ACT) der Universität Freiburg gegründet. Auch hier sind Herr Kollege Mehler und Frau Dr. Hampel die treibenden Kräfte. Das ACT wird im Rahmen von Eucor – The European Campus eng mit der Universität Strasbourg und dem Zentrum für Afrikastudien an der Universität Basel kooperieren. Die Forschungsaktivitäten sind ausgerichtet auf Regionen übergreifende Studien mit Afrikabezug. Das Zentrum wird Forschende aus Afrika nach Freiburg einladen, damit diese zusammen mit hiesigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern globale Herausforderungen wie Migration oder der ökologischen Transformation untersuchen. Die Forschungsteams werden Lösungen erarbeiten, um das Ökosystem Erde zu schützen und mehr globale Gerechtigkeit zu erreichen.

Die MIASA-Hauptphase und die Gründung von ACT stellen wichtige Meilensteine des Prozesses dar, in dessen Verlauf sich die Universität Freiburg konsequent zu einem der deutschlandweit führenden Standorte der Afrika-bezogenen Forschung entwickelt – und diese in hohem Maße aktuellen und relevanten Forschungsaktivitäten wären ohne kreative und umtriebige Köpfe, die sie beständig anstoßen und vorantreiben, nicht möglich.

Das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) eröffnet den Creative Minds unserer Universität Freiräume für die Entwicklung vielversprechender Ideen und Ansätze zu Forschungsprojekten und Drittmittelanträgen. Außerdem verbindet es die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Freiburg mit ihren Kolleginnen und Kollegen weltweit. Mit dieser Ausrichtung passt es hervorragend zu unserer institutionellen Zukunftsstrategie. Es freut mich deshalb besonders, dass der baden-württembergische Landtag kurz vor dem Jahreswechsel beschlossen hat, die Landesfinanzierung für das FRIAS dauerhaft in die Grundfinanzierung der Universität Freiburg aufzunehmen. Dieser Erfolg ist in erster Linie ein Verdienst von Herrn Kollegen Kortmann, der das FRIAS seit 2015 als Direktor führt, und des FRIAS-Direktoriums. Das Direktorium hat das FRIAS nach einer Neuausrichtung mit viel Engagement, Originalität und mit einem langen Atem zu einem Aushängeschild unserer Universität weiterentwickelt.

Auf unsere Studierenden können wir stolz sein. Wir betrachten es als ein Privileg, die klügsten Köpfe für morgen ausbilden zu können. Die aktuelle Studierendengeneration ist zu Recht anspruchsvoll, kritisch, manchmal laut, dabei aber konstruktiv. Unsere Studierenden sind international orientiert, digital versiert wie keine Studierendengeneration vorher, vielfältig und offen. Diese Studierenden fordern unsere Universität heraus – und etwas Besseres kann uns kaum passieren. Ein Paradebeispiel in diesem Zusammenhang ist das Nachhaltigkeitsbüro – eine studentische Initiative, der der Förderverein Alumni Freiburg bei der Eröffnung des Akademischen Jahres 2019/20 den Alumni-Preis für Soziales Engagement verliehen hat. Die Studierenden öffnen Türen in Fakultäten, Hochschulleitung und Verwaltung für Fortschritte hinsichtlich des Umwelt- und Klimaschutzes – sei es als Thema der universitären Lehre, sei es als Thema für den Betrieb der Universität, sei es als Thema für unsere Forschungs- oder Transferaktivitäten.

Und wenn ich auf die jüngsten Berufungen schaue, ist mir nicht bange, dass wir Menschen haben gewinnen können, die in Zukunft Verantwortung für die Albert-Ludwigs-Universität übernehmen werden und deren Entwicklung weiterhin erfolgreich gestalten werden. Besonders stolz bin ich, dass unter den vielversprechenden jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern viele Kolleginnen sind, beispielsweise Frau Kollegin Arndt am Historischen Seminar, Frau Kollegin Destradi am Institut für Wissenschaftliche Politik, Frau Kollegin Marzo am Romanischen Seminar, Frau Kollegin Kirakosian am Deutschen Seminar, Frau Kollegin Schönauer am Institut für Psychologie oder Frau Kollegin Gunzenhauser am Institut für Erziehungswissenschaft.

Meine Damen und Herren, die Albert-Ludwigs-Universität ist ein Arbeits- und Lebensraum sind für überaus kluge, kreative und engagierte Köpfe – und sie entwickelt sich als solcher beständig weiter. Das Jahr 2020 wird im Zeichen dieser Entwicklung und unserer Zukunftsstrategie „Connecting Creative Minds“ stehen. Ihnen möchte ich herzlich dafür danken, dass Sie uns auf diesem Weg unterstützen.

 

Vielen Dank!

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