Alumnus Stephan Burger – der neue Erzbischof von Freiburg

Donnerstag, 6. November 2014 | 

Schlagwörter »  |  Thema: 3-2014, Allgemein, Newsletter, Was macht eigentlich?

Stephan Burger ist der neue Erzbischof von Freiburg. Seit Juni führt er das zweitgrößte Bistum in Deutschland mit fast zwei Millionen Katholikinnen und Katholiken. 1962 in Freiburg geboren, studierte Burger Theologie und Philosophie an den Universitäten von Freiburg und München. Nach dem Empfang der Priesterweihe arbeitete er zunächst als Pfarrer im nordbadischen Rot. Von 2004 bis 2006 absolvierte er neben seiner Pfarrtätigkeit ein Aufbaustudium in Kanonischem Recht an der Universität Münster. Als Offizial leitete Burger von 2007 bis 2014 die Gerichtsbehörde des Erzbistums Freiburg. Im Juni trat er die Nachfolge von Dr. Robert Zollitsch im Amt des Freiburger Erzbischofs an.

Erzbischof Stephan Burger. Foto: Erzbistum Freiburg
Erzbischof Stephan Burger. Foto: Erzbistum Freiburg

alumni’aktuell: Exzellenz, sehr geehrter Herr Erzbischof Burger, Sie sind ein waschechtes “Bobbele”. Was mögen Sie an Freiburg am liebsten?

Erzbischof Burger: Das Freiburger Münster liegt mir natürlich besonders am Herzen – ein beeindruckendes Gotteshaus: Seit vielen Jahrhunderten kommen täglich viele Menschen ins Münster Unserer Lieben Frau, um innezuhalten und zu beten, um Lob und Dank oder Bitte und Klage vor Gott zu bringen. Das Münster mit seiner zentralen Lage auf dem Münsterplatz in der Altstadt ist für mich sehr viel mehr als ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung.

alumni’aktuell: Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an Ihre Studienzeit?

Erzbischof Burger: Neben dem Studieren habe ich natürlich die gesamte Atmosphäre der Stadt schätzen gelernt: Das Miteinander mit den Kommilitonen gehört zu den schönsten Erinnerungen, auch das Miteinander an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg – weit über das Lehrangebot hinaus.

alumni’aktuell: Wo haben Sie in Freiburg während Ihrer Studienzeit gewohnt?

Erzbischof Burger:  Im Collegium Borromaeum, also im Priesterseminar in der Nachbarschaft des Freiburger Münsters: Die Berufung zum Priester braucht eine Gemeinschaft, in der sie wachsen und reifen kann. Die habe ich in der damals noch sehr großen Gemeinschaft der Priesterseminaristen in Freiburg gefunden.

alumni’aktuell: Warum wollten Sie Priester werden?

Erzbischof Burger: Weil mich die persönliche Beziehung zu Christus von Kindesbeinen an geprägt, beschäftigt und fasziniert hat. Schon als kleiner Bub, noch vor der Feier der Erstkommunion, hat mich mein Heimatpfarrer zum Ministranten-Dienst zugelassen: Ministrieren – einen Dienst tun für Gott, ganz für Gott da sein, das hat mich immer begleitet. So bin ich Priester geworden, um unseren Glauben, diese frohmachende Botschaft weiterzugeben.

alumni’aktuell: In Ihrer bisherigen Laufbahn waren Sie sowohl Seelsorger als auch Kirchenjurist. Welches Amt wird Sie als Erzbischof stärker beeinflussen?

Erzbischof Burger: Seelsorger war ich und bleibe ich. Das gilt auch für mich als Kirchenjurist. Für mich steht das Kirchenrecht nicht gegen die Seelsorge – im Gegenteil: Es dient ihr. Und das habe ich in meiner Seelsorgearbeit auch als Erzbischof im Blick.

alumni’aktuell: Wie fließt ihr Wahlspruch “Christus in Cordibus”, “Christus in den Herzen”, in Ihre Arbeit ein?

Erzbischof Burger:  Mein ganzes Tun und Handeln sehe ich unter diesem Wahlspruch – auch im Kontakt zu den Menschen an der Basis. Christus ist bei denen, die ihm nachfolgen und ihm dienen. Er will uns helfen, dass unser Leben gut wird und gelingt. Als Bischof kann ich viele Menschen ermutigen, diese Liebe zu Christus im Herzen zu bewahren, Christus zu dienen, den Glauben an ihn zu leben und ihn an andere weiterzugeben: Das ist der Weg zu einem erfüllten und glücklichen Leben – mit “Christus in Cordibus”.

alumni’aktuell: Was werden die zentralen Aufgaben ihrer Amtszeit sein?

Erzbischof Burger: Es geht vor allem darum, den Glauben zu verkündigen, Sakramente zu spenden und Seelsorger zu sein: Für Priester und für die Gläubigen. Zunächst brauche ich noch Zeit, um mich in meine neuen Aufgaben als Erzbischof einarbeiten zu können und das Erzbistum mit seinen Herausforderungen und Chancen besser kennenzulernen: Deshalb bin ich oft unterwegs – zu vielen Gesprächen mit den haupt- und ehrenamtlich Engagierten in den Gemeinden vor Ort. Da höre ich viel zu und lerne jeden Tag Interessantes – wie damals an der Universität.

alumni’aktuell: Auch im Freiburger Erzbistum mangelt es an Priestern. Welche Maßnahme wollen Sie ergreifen, um diesem Problem entgegenzuwirken?

Erzbischof Burger: Neben dem Gebet um Priesterberufungen wird es sicherlich – wie bisher auch – darum gehen, geeignete Personen darauf anzusprechen. Erzwingen lassen sich Berufungen jedoch nicht.

alumni’aktuell: Im letzten Jahr wurde das Erzbistum Freiburg in der Presse bekannt, weil die Fachleute aus der Erwachsenenseelsorge einen versöhnlichen Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten vorschlugen. Wie stehen Sie zu dieser Idee?

Erzbischof Burger: Es geht hier nicht nur um eine Idee, es geht um Menschen in ihrer persönlichen Not und Situation. Das Problem ist zu vielschichtig, um es hier in ein paar wenigen Sätzen abzuhandeln. Die Bischofs-Synode in Rom hat das Problem in diesem Jahr aufgegriffen. Von der Bischofs-Synode im kommenden Jahr erwarte ich mir weiterführende Impulse, um angemessene Antworten auf die Problemstellungen finden zu können.

alumni’aktuell: Haben Sie Vorbilder? Gibt es einen Heiligen oder einen engagierten Menschen, der sie inspiriert?

Erzbischof Burger: Da steht zunächst mein Namenspatron: Der heilige Stephanus hat für den Glauben an Christus mit seinem Leben bezahlt. Da gibt es aber auch noch einige andere Heilige, die ich sehr schätze und die mir wichtig geworden sind. Es gab unter anderem Priester, die mich geprägt haben und die für mich Vorbild waren. Und ganz konkret sind es bis heute Menschen in meinem Umfeld, die mich beeindrucken – in ihrer Glaubenshaltung und Treue. Ich verzichte hier bewusst darauf, deren Namen zu nennen. Aber es gibt Vorbilder und in unserem Alltag viele Spuren Gottes zu entdecken.

alumni’aktuell: Herr Erzbischof, wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe.

 

 

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